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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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4. Vorteile <strong>ein</strong>es diachronen Ansatzes.<br />

Zu Beginn dieser Arbeit stand die Frage, worin das Wesen der gwd MV<br />

überhaupt besteht. Im Anschluß daran folgte der Versuch, die sechs<br />

klassischerweise als ”Modalverb” bezeichneten Lexeme hinsichtlich ihrer<br />

Gem<strong>ein</strong>samkeiten in der Gegenwartssprache von den übrigen Verben<br />

abzugrenzen.<br />

Dieser Versuch mißlang, denn <strong>ein</strong> synchroner Sprachzustand enthält immer<br />

Elemente verschiedenen Alters. So liegt uns das Verb können in der<br />

heutigen Zeit mindestens in drei verschieden alten Formen vor: in der alten<br />

Vollverb-Variante (Sie kann Schach), in der jüngeren DMV-Variante (Die<br />

Lampe kann umfallen) und in der noch jüngeren EMV-Variante (Er kann noch<br />

gar nicht da s<strong>ein</strong>). Und diese drei Formen lassen sich natürlich nicht gleich<br />

behandeln. In <strong>ein</strong>em strengen synchronen Standpunkt müßten eigentlich drei<br />

verschiedene Lexikon<strong>ein</strong>träge angenommen werden, um dem jeweils<br />

verschiedenen syntaktischen Status dieser Formen gerecht zu werden. Die<br />

Verschiedenheit im Gebrauch von können vermag aber k<strong>ein</strong> r<strong>ein</strong> synchroner<br />

Ansatz adäquat zu erfassen. Vielmehr ist <strong>ein</strong> solcher gezwungen, für dieses<br />

Lexem bestimmte Ausnahmeregelungen zu treffen, was die Theorie aber<br />

vieles an Effizienz und Ökonomie <strong>ein</strong>büßen läßt.<br />

Nun verhalten sich aber nicht alle MV wie können, vielmehr verhält sich<br />

jedes ganz unterschiedlich. So hat sollen hingegen s<strong>ein</strong>e älteste Form, den<br />

transitiven Gebrauch schon verloren. Ein synchroner Ansatz müßte somit für<br />

nahezu jedes (quasi-)MV mehrere Lexikon<strong>ein</strong>träge mit Ausnahmeregelungen<br />

postulieren, ohne die zu Tage tretenden Unregelmäßigkeiten erklären zu<br />

können, worunter natürlich die Erklärungskraft leidet.<br />

Da <strong>ein</strong> synchroner Zustand <strong>ein</strong>er Sprache gewissermaßen immer <strong>ein</strong> Abbild<br />

s<strong>ein</strong>er diachronen Entwicklung darstellt, immer auch noch Elemente aus<br />

früheren Sprachstufen enthält, empfiehlt es sich, selbst synchronen<br />

Phänomen mit dem Blick <strong>ein</strong>es Sprachhistorikers zu begegnen. Denn<br />

vermittels <strong>ein</strong>es diachronen Ansatzes lassen sich selbst die<br />

Unregelmäßigkeiten der MV zum großen Teil erklären. Über das Konzept der<br />

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