Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Forschung umstritten. Einen guten Überblick über die rezente Diskussion<br />
verschafft Wurmbrand (2001: 5ff.).<br />
In ihrer eigenen Theorie geht Wurmbrand (2001) davon aus, daß Verben,<br />
die Infinitive <strong>ein</strong>betten, je nach Eigenschaften verschieden komplexe<br />
syntaktische Kategorien selegieren. Lexical-restructuring-Prädikate (LR)<br />
nehmen r<strong>ein</strong>e VPs, reduzierte non-restructuring-Prädikate (NR) nehmen TPs<br />
oder vPs und non-restructuring-Prädikate sind ausschließlich für CPs<br />
subkategorisiert.<br />
Darüber hinaus verweist Wurmbrand noch auf die sogenannte functionalrestructuring-Prädikate<br />
(FR), die im Gegensatz zu den anderen drei über<br />
k<strong>ein</strong>e eigene VP/vP-schalen mehr verfügen, sondern höher oben in <strong>ein</strong>er<br />
eigenen funktionalen Projektion basisgeneriert werden. Die anderen Fälle<br />
von (non)-restructuring bilden vollständige Projektionen von der CP bis zur<br />
VP der (non-)restructuring-Prädikates hinunter, das je nach Typus <strong>ein</strong>e<br />
infinitivische VP/vP/TP/CP <strong>ein</strong>bettet. FR stellt somit den stärksten Fall von<br />
restructuring dar, das sich auch in s<strong>ein</strong>en Eigenschaften erheblich von den<br />
anderen unterscheidet. Und genau zu dieser Verbklasse zählen Wurmbrand<br />
zufolge alle MV und Anhebungsverben, deren syntaktische Besonderheiten<br />
im IPP-Effekt, der Subjektsanhebung und der Unmöglichkeit von<br />
Matrixpassiv, Extraposition des Infinitivs und Relativsatz-pied-piping<br />
bestehen.<br />
Wurmbrands Begriff der Restrukturierung ist k<strong>ein</strong>eswegs mit Bechs<br />
(1955/57) Kohärenz gleichzusetzen. Während Bechs kohärente Infinitive per<br />
definitionem nicht extraponiert werden können (genauso wenig wie sich<br />
inkohärente Infinitive intraponieren lassen), bringt Wurmbrand<br />
(2001:49ff.&291ff.) Beispiele für extraponierte (=inkohärente) restructuring-<br />
Infinitive und intraponierte (kohärente) non-restructuring-Infinitive. Der<br />
Unterschied zwischen monoklausalen und biklausalen Infinitivkonstruktionen<br />
wird durch Wurmbrands Typologie der Restrukturierung adäquater erfaßt als<br />
von Bechs Kohärenzbegriff. Kurz zusammen gefaßt, ist Wurmbrand<br />
(2001:294) der Auffassung, daß je <strong>ein</strong>facher und kl<strong>ein</strong>er die syntaktische<br />
Kategorie <strong>ein</strong>es Infinitivkomplements ist, desto eher muß dieses intraponiert<br />
werden, und je komplexer die Kategorie ist, desto eher besteht der Zwang,<br />
dieses Komplement zu extraponieren. Biklausales tendiert zur Extraposition,<br />
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