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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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k<strong>ein</strong>eswegs nach obiger Definition objektiv epistemisch s<strong>ein</strong> kann, legt der<br />

Umstand nahe, daß es hier k<strong>ein</strong>eswegs <strong>ein</strong>en logischen Schluß aus Evidenz<br />

denotiert, der jedermann zugänglich ist. Vielmehr verhält es sich<br />

diesbezüglich genau wie das unbetonte müssen: es kodiert nämlich <strong>ein</strong>e<br />

Annahme des Sprechers. Der <strong>ein</strong>zige Unterschied der hier durch die<br />

Akzentverschiebung ausgelöst wird, besteht darin, daß durch die Betonung<br />

der Vermutung mehr Nachdruck verliehen wird.<br />

Zweitens postuliert Öhlschläger, daß die subjektiven EMV niemals negiert<br />

ersch<strong>ein</strong>en können. Dadurch daß er aber selbst <strong>ein</strong>räumt, daß <strong>ein</strong>e Quasi-<br />

Form des weiten Negationsskopus auch bei den subjektiven EMV möglich<br />

ist, beraubt er sich <strong>ein</strong>es der wenigen Argumente, die für <strong>ein</strong>e Unterteilung<br />

der epistemischen Lesart sprechen. Auf die Problematik, die aus der<br />

Annahme der Möglichkeit <strong>ein</strong>es weiten Negationsskopus für die EMV<br />

enspringt, habe ich schon in Abschnitt 2.1.4. aufmerksam gemacht. Da in<br />

diesen Fällen Epistemizität ganz klar Skopus über die Negation hat, tendiere<br />

ich zu <strong>ein</strong>em Ansatz, der diese als <strong>ein</strong>e Art morphologische Negation<br />

betrachtet. Im Unterschied zu Öhlschläger sehe ich dann k<strong>ein</strong>e<br />

Notwendigkeit mehr, noch <strong>ein</strong>e weitere Art von MV anzunehmen. Denn mit<br />

obenstehender Analyse lassen sich alle epistemischen Vorkommen von MV<br />

als subjektive EMV adäquat erfassen. Eine zweite Art von fast<br />

bedeutungsgleichen MV anzunehmen erwiese sich angesichts dessen als<br />

überflüssig.<br />

Öhlschläger führt noch drei weitere Kriterien an: subjektive EMV können<br />

niemals im Skopus von Einstellungsausdrücken stehen, nie in<br />

Konditionalsätzen auftreten und sind nie direkt kommentierbar. Für mich sind<br />

aber Öhlschlägers objektive und subjektive EMV in derartigen Kontexten<br />

gleich gut beziehungsweise schwer verträglich, bis auf die Ausnahme von<br />

<strong>ein</strong>er bestimmten Gebrauchsweise von können, auf die ich noch<br />

zurückkomme.<br />

Öhlschläger (1989: 207ff.) findet drei Lexeme, auf die s<strong>ein</strong>e fünf Kriterien<br />

anwendbar sind: können, dürfen, müssen. Diesen drei MV gesteht<br />

Öhlschläger <strong>ein</strong>e objektiv-epistemische Lesart zu. S<strong>ein</strong>e Beweisführung ist<br />

aber leicht trügerisch. Diesen drei Lexemen stellt er <strong>ein</strong>zig und all<strong>ein</strong> magEMV<br />

gegenüber, das nie als objektives EMV auftritt. Trifft <strong>ein</strong> Kriterium auf dieses<br />

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