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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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3.1 Theoretische Vorbedingungen <strong>ein</strong>er diachronen Betrachtung der<br />

Syntax.<br />

Anders als synchrone Sprachbetrachtung ist die diachrone Syntax mit <strong>ein</strong>er<br />

Zahl an erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, die ihrer synchronen<br />

Schwesterdisziplin fremd sind. Um die syntaktischen Eigenschaften der MV<br />

darstellen zu können, bedarf es zunächst der Rekonstruktion der<br />

syntaktischen Eigenschaften der Vorläufer der gwd MV, die wiederum nicht<br />

ohne methodologischen Rahmenbedingungen erfolgen kann. Diese<br />

Bedingungen erweisen sich für die historisch vergleichende Syntax als<br />

äußerst komplex, da sie sich im Gegensatz zur diachronen Phonologie und<br />

auch Morphologie mit schwer faßbaren, lexemübergreifenden Strukturen<br />

beschäftigt. 49 Mehr Aufschluß über die Möglichkeit, syntaktische<br />

Zusammenhänge zurückliegender Sprachstände zu rekonstruieren, gibt die<br />

im Anschluß folgende kurze Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit den Gründen und<br />

Voraussetzungen für syntaktischen Wandel.<br />

3.1.1 Transparenzprinzip und Reanalyse.<br />

Lightfoot (1979) hat sich als erster an <strong>ein</strong>er umfassenden generativen<br />

Theorie der diachronen Syntax versucht, zeigte jedoch auch die ziemlich<br />

engen Grenzen <strong>ein</strong>es derartigen Vorgehens auf. Er kommt zu dem Schluß,<br />

daß syntaktischer Sprachwandel <strong>ein</strong>e Funktion ist, die durch <strong>ein</strong>e Reihe<br />

Notwendigkeiten reglementiert und von <strong>ein</strong>er Unzahl an<br />

extragrammatikalischen Faktoren be<strong>ein</strong>flußt wird. 50 Ihre Beschränkungen<br />

erfährt diese Funktion vor allem durch synchrone Prinzipien. Einerseits muß<br />

die erneuerte Sprache auch allen UG-Prinzipien gehorchen, andererseits<br />

darf <strong>ein</strong>e Sprache niemals in ihrem Regelwerk soviel Komplexität anhäufen,<br />

daß <strong>ein</strong> gewisses verarbeitbares Maß überschritten wird. Ist das jedoch der<br />

Fall, erfolgt <strong>ein</strong>e ”therapeutische” Reanalyse, die den Grad an Komplexität<br />

<strong>ein</strong>er Grammatik wieder reduziert. Eine Grammatik muß für den Sprecher<br />

immer in <strong>ein</strong>em gewissen Maße transparent s<strong>ein</strong> – das besagt zumindest<br />

Lightfoots (1979: 121ff.) Transparenzprinzip, das dessen Auffassung nach<br />

nur Teil der synchronen Grammatiktheorie (=UG) s<strong>ein</strong> kann. Die <strong>ein</strong>zige<br />

49<br />

Eine detailliertere Unterscheidung der diachronen Syntax von älteren historisch-vergleichenden<br />

Disziplinen führt Lightfoot (1979: 5ff.) an.<br />

50<br />

Siehe Lightfoot (1979: 405ff.).<br />

81

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