Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

”Erteilt-haben-bekommen” einer Direktive (Diewald 1999: 120&150). Aus
diesem Muster schert aber wollen aus. Diewald (1999: 140) versucht auch,
wollen resultativen Charakter zu unterstellen, in dem sie behauptet, es könne
auch als Verb gesehen werden, dessen Subjekt die Direktive von sich selbst
erhalten hat. Ich halte aber die Diskussion darüber müßig, da sich selbst Ur-
Präteritopräsentien wie Fähigkeits-können nur mit Schwierigkeiten in dieses
Schema integrieren lassen, beziehungsweise bildete sich aus einem anderen
Präteritopräsentium mit möchte ein MV-Form heraus, die der verwegenen
Semantik von wollen im Großen und Ganzen gleicht. Viel bedeutender ist der
Umstand, daß MV allesamt eine stative Semantik aufweisen.
1.3.2 Aspekt und Tempus des Infinitivkomplements.
Welche morphologischen und syntaktischen Distributionsrestriktionen für
die Einbettung von Infinitivkomplementen unter MV gelten, haben ich in
Abschnitt 1.2 unter den Schlagworten Kohärenz und Status schon
ausführlich dargestellt. Nun drängt sich die Annahme auf, daß für die
Einbettung eines Infinitivs unter ein MV auch semantische
Selektionsbeschränkungen bestehen könnten. Als Merkmale zur
Unterscheidung bieten sich vor allem Aktionsart und Tempus des
eingebetteten Verbs an.
Hinsichtlich der Aktionsart interessiert uns, ob Infinitive existieren, die ob
ihrer Semantik nicht von MV selektiert werden können. Die Spezifikation des
Subjekts hat darauf womöglich Einfluß:
(48) Raimund kann/muß/soll/darf/will/möchte nächste Woche nach
Thailand fliegen.
SUBJ = [+belebt]; INF = [+perfektiv]
(49) Raimund kann/muß/soll/darf/will/möchte heute zuhause bleiben.
SUBJ = [+belebt]; INF = [-perfektiv]
(50) An dieser Stelle kann/muß/soll/darf ein Unfall passieren.
SUBJ = [–belebt], INF = [+perfektiv]
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