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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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Was die Bezugsmöglichkeiten der Adverbialbestimmungen betrifft, so<br />

resümiert Öhlschläger (1989: 94ff.), daß sich in ihnen die Situation des<br />

ambigen Negatiosskopus widerspiegelt. Auch adverbiale Ergänzungen<br />

lassen prinzipiell den Bezug sowohl auf MV, als auch auf Infinitiv zu.<br />

(37) Fritz darf/kann/mag/muß/soll/will/möchte jetzt kommen.<br />

(=GÖ159)<br />

(i) Fritz darf folgendes: jetzt kommen.<br />

(ii) Es ist der jetzt der Fall, daß Fritz folgendes darf: kommen.<br />

Öhlschläger (1989) schließt nun daraus, daß MV prinzipiell biclausal<br />

konstruieren und ihnen aufgrund dessen Vollverbcharakter zu attestieren ist.<br />

Dagegen spricht aber, daß Anhebungsverben prinzipiell eben diese<br />

Skopusambiguitäten aufweisen: 26<br />

(38) Die Brücke droht jetzt/nicht <strong>ein</strong>zustürzen.<br />

(39) Die Brücke sch<strong>ein</strong>t jetzt/nicht <strong>ein</strong>zustürzen.<br />

Zugegeben sind die Lesarten mit Bezug aufs Matrixprädikat eher<br />

ungewöhnlich, aber nichtsdestotrotz grammatikalisch. Auch Wurmbrand<br />

(2001: 155) argumentiert dafür, daß Monoklausalität nichts darüber aussagt,<br />

wieviele Ereignisse durch die entsprechende Konstruktion denotiert werden.<br />

Bemerkenswert ist auch der Umstand, daß diese Skopusmehrdeutigkeiten<br />

in kohärenten Konstruktionen prinzipiell auftreten, in Konstruktionen also, die<br />

allgem<strong>ein</strong> als stärker grammatikalisiert gelten. Diese Effekte sch<strong>ein</strong>en im<br />

Widerspruch zu Öhlschläger gerade Indiz für vorangeschrittene<br />

Grammatikalisierung zu s<strong>ein</strong>. Offensichtlich lassen sich diese<br />

Skopusambiguitäten, ähnlich wie der Effekt der Kohäsion (siehe Bech<br />

25 Nach Wurmbrands (2001: 115ff.) Ansicht handelt es sich in diesen Fällen innerer Negation<br />

k<strong>ein</strong>eswegs um Vorkommen <strong>ein</strong>er Satznegation, sondern um Konstituentennegation.<br />

26 Darüber hinaus können auch die von Öhlschläger als Hilfsverben klassifizierten Lexeme s<strong>ein</strong>,<br />

haben und werden trotz ihrer klaren Präferenz für den engen Negationsskopus mit weitem<br />

Skopus auftreten. In diesen Fällen wird die durch das Hilfsverbausgedrückte Funktion negiert.<br />

Derartige Konstruktionen sind aus pragmatischen Gründen aber extrem selten:<br />

(1) Jörg WIRD nicht kommen, Jörg IST schon gekommen.<br />

27

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