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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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kauffrau. Wir haben dann e<strong>in</strong>gelenkt <strong>und</strong> gesagt: ‚Na gut, dann geht’s eben nicht anders‘. Was<br />

sollten wir damals anderes machen? Wir hatten zwar Bekannte, die e<strong>in</strong>em geholfen hätten, aber na<br />

ja, wir haben es dann so akzeptiert. Na ja. Dann waren wir alle niedergeschlagen, weil man mit<br />

se<strong>in</strong>em <strong>Beruf</strong> ja irgendwie was verb<strong>in</strong>det“.<br />

Widerwillig <strong>und</strong> resigniert beg<strong>in</strong>nt er die ungeliebte <strong>Ausbildung</strong> zum Elektromechaniker, doch per<br />

Zufall ergibt sich plötzlich die Möglichkeit, doch noch den Wunschberuf zu realisieren.<br />

„Aber das Blatt hat sich doch dann zum Guten gewendet. Es wurde dann auch e<strong>in</strong> <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb<br />

gef<strong>und</strong>en, der mich übernommen hat. Und das war das große Glück bei mir, dass die Firma<br />

e<strong>in</strong>e Produktionsl<strong>in</strong>ie aufmachen sollte für M<strong>in</strong>ikomponentenanlagen. Und da brauchten sie Facharbeiter<br />

für Masch<strong>in</strong>enbau <strong>und</strong> siehe da, da durfte ich mir das noch mal überlegen, ob ich noch<br />

Elektromechaniker werden oder die andere <strong>Ausbildung</strong>srichtung übernehmen wollte. Na ja, da habe<br />

ich nicht lange gefackelt <strong>und</strong> habe gesagt, ja ich mache die <strong>Ausbildung</strong> zum Facharbeiter für<br />

Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Anlagenbau“.<br />

Jörg Alberts sche<strong>in</strong>t zu dieser Zeit nicht sehr selbstbewusst gewesen zu se<strong>in</strong>, denn wichtige berufliche<br />

Schritte geht er nicht alle<strong>in</strong>, Konflikte mit Ämtern <strong>und</strong> Autoritäten löst se<strong>in</strong> Vater mit ihm bzw.<br />

für ihn.<br />

„Das g<strong>in</strong>g auch wieder e<strong>in</strong> bisschen h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her, weil sie gesagt haben: ‚Die schweren Geräte, ob<br />

der die tragen kann?‘ <strong>und</strong> so. B<strong>in</strong> ich wieder mit me<strong>in</strong>em Vater <strong>in</strong> den <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb gefahren<br />

<strong>und</strong> wir haben das mit dem <strong>Ausbildung</strong>sleiter abgesprochen, dass wir das alles <strong>in</strong> die Reihe bekamen.<br />

Ich habe dann zweie<strong>in</strong>halb Jahre <strong>Ausbildung</strong> gemacht mit Abschluss ‚gut‘ <strong>und</strong> wegen me<strong>in</strong>er<br />

Kle<strong>in</strong>wüchsigkeit gab es ke<strong>in</strong>e Probleme. Ich hatte da etliche Kumpels <strong>und</strong> es war ke<strong>in</strong> Thema, dass<br />

ich anders oder groß gehandicapt war. Wir waren da fast 40 Leute <strong>und</strong> die Beh<strong>in</strong>derung war im<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>“.<br />

Bei dem Gedanken, warum er auf Hilfsmittel gut verzichten konnte, wird er e<strong>in</strong> wenig<br />

(n)ostalgisch.<br />

„Nur normal me<strong>in</strong>e Fußbank hatte ich. Oder e<strong>in</strong>en Tritt. Ich habe mich nicht körperlich überfordert<br />

gefühlt <strong>und</strong> dadurch, dass es damals noch geme<strong>in</strong>schaftlicher zug<strong>in</strong>g, brauchte man nur zu sagen:<br />

‚Hey, hilfst du mir mal?‘ <strong>und</strong> dann war das ke<strong>in</strong> Thema. Die haben dann mit zugepackt <strong>und</strong> ich<br />

brauchte nicht groß zu betteln“.<br />

Nach e<strong>in</strong>igen Jahren denkt er an berufliche Veränderung, der Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Anlagenbau wird ihm<br />

zu monoton.<br />

„Me<strong>in</strong>e Leistungen waren von Durchschnitt bis Spitze. Irgendwann gefiel’s mir dann nicht mehr so<br />

richtig, weil ich gern etwas breiter Gefächertes machen wollte, nicht bloß diese e<strong>in</strong>e Anlage“.<br />

Wieder das alte Muster: Jörg Alberts‘ Veränderungsimpulse werden im familiären Kontext umgesetzt.<br />

„Me<strong>in</strong>e Mutti hat damals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Elektrofirma gearbeitet, da gab’s e<strong>in</strong>e Abteilung Computertechnik<br />

<strong>und</strong> hat dort mal nachgefragt, ob noch jemand gebraucht würde. Wir haben Gespräche<br />

geführt mit dem Abteilungsleiter, also Kaderleiter. In Sachen Beh<strong>in</strong>derung gab’s gar ke<strong>in</strong> Problem.<br />

Der hat mich gleich, so wie ich war, genommen. Wir waren 15 Leute dort <strong>und</strong> wir haben die Computer<br />

repariert <strong>und</strong> die Fertigung gemacht <strong>und</strong> da b<strong>in</strong> ich immer noch“.<br />

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