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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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E<strong>in</strong> weiteres Motiv besteht dar<strong>in</strong>, durch (kompensatorische) Mehrarbeit Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Kompetenz zu demonstrieren, um sich <strong>und</strong> anderen zu beweisen, dass Kle<strong>in</strong>wuchs ke<strong>in</strong> berufliches<br />

Handicap darstellt.<br />

„Man versucht, den Kle<strong>in</strong>wuchs <strong>und</strong> eventuelle Nichtanerkennung der Person durch z.B.<br />

längeres <strong>und</strong> mehr Arbeiten auszugleichen.“<br />

„Ich empf<strong>in</strong>de es generell <strong>in</strong> allen Lebensbereichen so, dass wir <strong>Kle<strong>in</strong>wüchsige</strong>n mehr leisten<br />

müssen als andere <strong>Menschen</strong>.“<br />

Es ist davon auszugehen, dass der Grad an kompensatorischer Mehrleistung mit der Akzeptanz der<br />

eigenen Körperlichkeit s<strong>in</strong>kt, mit anderen Worten: je vollständiger jemand sich wahrnimmt, desto<br />

weniger hat er oder sie es nötig, verme<strong>in</strong>tliche Defizite durch doppelte Anstrengungen auszugleichen.<br />

So ist aus etlichen Antworten zu ersehen, dass diese Sichtweise auch e<strong>in</strong> Lernprozess ist, e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit der Beh<strong>in</strong>derung, an deren Ende e<strong>in</strong> höherer Grad an Selbstakzeptanz steht:<br />

„Ich habe früher immer versucht den Kle<strong>in</strong>wuchs durch Mehrarbeit auszugleichen. Es ist aber<br />

<strong>in</strong> den Jahren schon viel besser geworden.“<br />

„Ich habe mir nie erlaubt mich abzugrenzen, b<strong>in</strong> gerade dabei es zu lernen.“<br />

Erfreuliche 80,1 % der Befragten geben jedoch an, nicht kle<strong>in</strong>wuchsbed<strong>in</strong>gt mehr zu arbeiten als<br />

ihre Kollegen. Mehr als drei Viertel also, die offenbar über e<strong>in</strong> ausreichendes Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />

verfügen, sich an ihren Leistungen <strong>und</strong> ihrer Effizienz messen <strong>und</strong> Größe <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> treten<br />

zu lassen. Wie e<strong>in</strong>e Betroffene mit e<strong>in</strong>er Größe von 86 cm formuliert: „Ich arbeite wie jeder andere,<br />

nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger. Punkt!“<br />

6.5 Thematisierung der Größe im beruflichen Kontext durch Betroffene selbst<br />

In der Interaktion Beh<strong>in</strong>derte/r – Nichtbeh<strong>in</strong>derte/r kommt es häufig zu Irritationen <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />

im Umgang, vor allem am Anfang des Kennenlernens. Auf Seiten nichtbeh<strong>in</strong>derter Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Kollegen s<strong>in</strong>d es Fragen wie: Woher kommt der Kle<strong>in</strong>wuchs? Soll man ihn thematisieren<br />

oder ignorieren? Braucht der kle<strong>in</strong>wüchsige Kollege Hilfe oder ist es demütigend, diese anzubieten?<br />

Ist er genauso leistungsfähig wie andere? Wie kommt er im Alltag klar etc.? Zwischen Neugier <strong>und</strong><br />

Höflichkeit, zwischen Anteilnahme <strong>und</strong> Vorurteilen schwankend, entsteht nun bei den Kollegen das<br />

bekannte „Herumeiern“, es kommt häufig zu Interaktionen nach der „Irrelevanzregel“, kurz gesagt:<br />

man tut so, als wäre nichts. Dem kle<strong>in</strong>wüchsigen Interaktionspartner wird e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e, nichtwertende<br />

Aufmerksamkeit entgegengebracht. Das höfliche Übersehen des Kle<strong>in</strong>wuchses ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur schwer durchzuhalten <strong>und</strong> führt zu e<strong>in</strong>er permanenten (<strong>und</strong> anstrengenden) Sche<strong>in</strong>normalität<br />

<strong>in</strong> der Begegnung, für beide Seiten.<br />

Wie <strong>in</strong>formieren Sie normalerweise Ihre Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen über Ihren Kle<strong>in</strong>wuchs?<br />

(Mehrfachnennungen waren möglich)<br />

Wenn Kollegen/Kolleg<strong>in</strong>nen nachfragen, <strong>in</strong>formiere<br />

ich sie<br />

55,6 %<br />

Ich ergreife die Initiative <strong>und</strong> <strong>in</strong>formiere sie 10,7 %<br />

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