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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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In der Kl<strong>in</strong>ik, <strong>in</strong> der sie arbeitet, wird ihr Engagement mit e<strong>in</strong>er leitenden Position honoriert. Da sie<br />

nicht mit der Erwartung durchs Leben geht, von allen gemocht zu werden, ist sie fähig, auch unpopuläre<br />

Entscheidungen zu treffen. Ihr Führungsstil?<br />

„E<strong>in</strong> bisschen autoritär, das ist halt me<strong>in</strong>e Art. Nicht nur autoritär, natürlich nicht. Ich habe ja immer<br />

versucht, für die Leute alle Mögliche rauszuholen, aber damit musste ich manchmal auch unpopuläre<br />

D<strong>in</strong>ge durchsetzen. Das ist mit auch immer gelungen, das habe ich auch immer durchgesetzt.<br />

Das hat manchmal vielleicht nicht so gut gefallen, aber ich hatte auch nicht den Anspruch,<br />

von allen gemocht zu werden. Ich musste zum Beispiel für den ganzen nördlichen Stadtbezirk die<br />

Dienstpläne machen. Das war e<strong>in</strong>e sehr <strong>und</strong>ankbare Sache. Ich habe mich da immer sehr bemüht,<br />

das gerecht zu machen <strong>und</strong> auch mir sehr viele Dienste zu geben, so dass der Vorwurf, ich könne<br />

mich <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise bevorteilen, nie aufkommen konnte, weil ich mir aufgeladen habe, was<br />

möglich war. Viel an Wochenenddiensten. Da b<strong>in</strong> ich auch schon angefe<strong>in</strong>det worden. Ich musste<br />

dann auch bei Entscheidungen bleiben.“<br />

H<strong>in</strong>sichtlich weiterer Karriereambitionen ist dennoch Unsicherheit spürbar, was dem Aufstieg im<br />

Wege steht - die ger<strong>in</strong>gere Größe oder die Weigerung e<strong>in</strong>er Männerriege, Frauen an sich vorbeiziehen<br />

zu lassen.<br />

„Sicher hätte ich ke<strong>in</strong>e große wissenschaftliche Karriere machen können, aber ich glaube, an den<br />

Universitätskl<strong>in</strong>iken lag’s dann wieder mehr am weiblichen Geschlecht. Das will ich mal nicht auf<br />

die ger<strong>in</strong>ge Körpergröße schieben. Da ist es bis heute so, dass doch die Männer besser vorankommen<br />

als die Frauen“.<br />

Sibylle Mannheimer macht das Beste daraus, sie <strong>und</strong> ihr Mann führen bis zur Wende e<strong>in</strong> Leben, das<br />

am besten mit dem Wort „zufrieden“ beschrieben werden kann. E<strong>in</strong> gesichertes E<strong>in</strong>kommen, e<strong>in</strong><br />

stabiles soziales Umfeld, kulturelle Ambitionen, e<strong>in</strong> großer Fre<strong>und</strong>eskreis. Aus der Politik versucht<br />

man, sich herauszuhalten.<br />

„Wir waren nicht <strong>in</strong> der Partei, aber ich war ke<strong>in</strong> Gegner, ke<strong>in</strong> Staatsgegner, ich habe mich arrangiert“.<br />

Die Wende kommt völlig unerwartet.<br />

„Wir haben nie daran gedacht. Dass es e<strong>in</strong>e Wiedervere<strong>in</strong>igung geben könnte, ist uns nicht im<br />

Traum <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n gekommen. Me<strong>in</strong> Verhältnis zu den alten B<strong>und</strong>esländern war nicht persönlich,<br />

ich kannte da niemanden. Uns hat die Wende schon überrascht. [...]Wir s<strong>in</strong>d schon auf die richtige<br />

Seite gefallen, das war richtig <strong>und</strong> gut. Wer weiß, wie es uns ergangen wäre, wenn die DDR weiterbestanden<br />

hätte. Es wäre alles viel, viel schlimmer für uns geworden. Aber trotzdem war es für uns<br />

erst mal e<strong>in</strong> Schock. Wirklich e<strong>in</strong> Schock. Man musste sich erst mal zurechtf<strong>in</strong>den. Ich musste tüchtig<br />

umdenken“.<br />

Das mediz<strong>in</strong>ische System der DDR wird nach der Wende völlig „umgekrempelt“, Sibylle Mannheimer<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dschungel neuer Institutionen, Kompetenzen <strong>und</strong> Verordnungen wieder.<br />

„Zum Beispiel die Allmacht der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung, das war uns fremd. Plötzlich diese<br />

ganz andere Organisation des Ges<strong>und</strong>heitswesens, von Krankensche<strong>in</strong>en angefangen. Völlig fremd.<br />

Ich musste riesig viel lernen, ich habe mich am Wochenende h<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> habe die Rote Liste, die<br />

Medikamente gelernt. Ich konnte me<strong>in</strong>en Patienten nicht mehr mit den alten DDR-Medikamenten<br />

kommen. Aber wir waren damit w<strong>und</strong>erbar zurechtgekommen. Ich rede von der normalen Alltags-<br />

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