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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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die Frage vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ihrer nun westlich geprägten schulischen <strong>und</strong> <strong>Ausbildung</strong>ssozialisation<br />

beantworten. Bezogen auf den Arbeitsplatz halten sich die als negativ erlebten Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

des geänderten politischen Systems <strong>und</strong> die als positiv erlebten die Waage: Angst vor Jobverlust<br />

versus größere gestalterische Möglichkeiten <strong>und</strong> mehr Chancen auf Eigen<strong>in</strong>itiative. Aber<br />

auch psychosoziale Kriterien werden angelegt. Aus der ersten Untersuchung zur beruflichen <strong>und</strong><br />

sozialen Lage kle<strong>in</strong>wüchsiger <strong>Menschen</strong> ist bekannt, dass normative Statuspassagen wie E<strong>in</strong>schulung,<br />

<strong>Ausbildung</strong>sbeg<strong>in</strong>n, <strong>Beruf</strong>swahl, Aufnahme der Erwerbstätigkeit etc. an kle<strong>in</strong>wüchsige <strong>Menschen</strong><br />

erhöhte Anforderungen stellt, bedeutet doch jede Passage <strong>in</strong> der offenen oder verdeckten Interaktion<br />

mit anderen e<strong>in</strong>e erneute Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Tatsache des Andersse<strong>in</strong>s. So ist<br />

auch bei den hier Befragten zu vermuten, dass <strong>in</strong> die aktuelle <strong>und</strong> retrospektive Bewertung Beurteilungskriterien<br />

wie soziale Akzeptanz e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d, die quasi systemübergreifend der E<strong>in</strong>schätzung<br />

der (Un-)Zufriedenheit dienen. Für den schulischen Bereich ist die selbstverständlicher<br />

gewordene Regelbeschulung als <strong>Teil</strong> e<strong>in</strong>es Paradigmenwechsel – weg von Sonderbeschulung, h<strong>in</strong><br />

zu <strong>in</strong>tegrativer Schulpolitik – an der positiven Bewertung ursächlich beteiligt.<br />

12.6 Zusammenfassung<br />

Neue B<strong>und</strong>esländer Alte B<strong>und</strong>esländer Neue B<strong>und</strong>esländer Alte B<strong>und</strong>esländer<br />

zufrieden % zufrieden % unzufrieden % unzufrieden %<br />

allgeme<strong>in</strong> 70,2 76,3 19,4 14,0<br />

Wohnsituation 79,8 81,0 5,1 10,7<br />

Ges<strong>und</strong>heit 50,7 70,5 36,1 18,2<br />

Fre<strong>und</strong>e 78,6 75,1 16,2 14,1<br />

E<strong>in</strong>kommen 44,7 58,1 37,6 27,2<br />

ÖPNV 48,2 47,4 46,4 36,3<br />

Schule/ <strong>Ausbildung</strong>/ <strong>Beruf</strong> 64,0 68,2 24,0 22,2<br />

Zwar kann man nicht von e<strong>in</strong>er Spaltung <strong>in</strong> „zufriedene Westdeutsche“ <strong>und</strong> „unzufriedene Ostdeutsche“<br />

sprechen, aber der Vergleich beider Gruppen macht deutlich, wie weit doch die Bewertungen<br />

e<strong>in</strong>zelner Lebensbereiche stellenweise ause<strong>in</strong>ander klaffen 49 . Nach der Wende hatten sich die Lebensverhältnisse<br />

anfangs schneller verbessert als sich Werteorientierungen anpassen <strong>und</strong> wandeln<br />

konnten <strong>und</strong> so stieg zu Beg<strong>in</strong>n der 90erjahre die Zufriedenheit <strong>in</strong> den Neuen B<strong>und</strong>esländern deutlich<br />

an 50 , doch die Annäherung an das westdeutsche Zufriedenheitsniveau hat sich verlangsamt<br />

bzw. ist zum Stillstand gekommen. Denn mehr E<strong>in</strong>kommen, mehr Freizeit <strong>und</strong> mehr Konsum lässt<br />

die <strong>Menschen</strong> nicht immer zufriedener werden <strong>und</strong> so unterscheiden sich die Zufriedenheitswerte<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Bereiche teilweise eklatant, <strong>in</strong>sbesondere (mit mehr als 10% Differenz) <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommen. Etwas unzufriedener als die ostdeutschen s<strong>in</strong>d die westdeutschen<br />

Befragten lediglich im Bereich Wohnsituation <strong>und</strong> etwas weniger zufrieden im Bereich Fre<strong>und</strong>schaften.<br />

Auch heute s<strong>in</strong>d die objektiven Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> beiden Landesteilen nicht als gleich zu bewerten,<br />

wenn sich auch der Ostteil erheblich dem Westteil angenähert hat. Durch die e<strong>in</strong>schneidenden<br />

Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungs-, Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen hat auch<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schneidender Wandel der Werte <strong>und</strong> Wertorientierungen stattgef<strong>und</strong>en, Fragen <strong>und</strong> Problem,<br />

der Existenzsicherung (Arbeit) haben nun den Vorrang vor familienbezogenen Orientierungen der<br />

alten DDR, <strong>in</strong> der Themen wie „Arbeitsplatzverlust“ „Arbeitslosigkeit“ <strong>und</strong> „Job- <strong>und</strong> <strong>Ausbildung</strong>skrise“<br />

im Bewusstse<strong>in</strong> auch beh<strong>in</strong>derter Bürger ke<strong>in</strong>en großen Platz e<strong>in</strong>nahmen.. Es sche<strong>in</strong>t,<br />

als ob der Verlust dieser wichtigen sozialen Lebensbezüge zu e<strong>in</strong>er Zunahme von Unzufriedenheit<br />

<strong>und</strong> möglicherweise stärkeren Orientierungslosigkeit <strong>in</strong> allen Lebensbereichen geführt hat. Dennoch<br />

soll sich nicht nur <strong>in</strong> pessimistischen Betrachtungsweisen ergangen werden <strong>und</strong> es ist natürlich<br />

49 Zu Entwicklung <strong>und</strong> Beurteilung des Lebensstandards vgl. Kap. 9, Lebenszufriedenheit<br />

50 ebd.<br />

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