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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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nung eher fördern. Der zeitliche Rahmen variierte zwischen 45 <strong>und</strong> 120 M<strong>in</strong>uten. Zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es<br />

jeden Treffens stand zunächst das offene Gespräch, das dem gegenseitigen Kennenlernen <strong>und</strong> der<br />

Annäherung diente. Anschließend folgte e<strong>in</strong> Vorgespräch, <strong>in</strong> dem die Interviewer<strong>in</strong> ihr Forschungs<strong>in</strong>teresse<br />

vorstellte, gefolgt von E<strong>in</strong>zelheiten des Interviewvorhabens (Interviewform, Erklärungen<br />

zum Forschungszusammenhang, Tonbandaufnahme, Verwendungszweck der Interviews,<br />

Anonymisierung etc). Der erstellte Interviewleitfaden wurde flexibel e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>in</strong> der Funktion als<br />

Orientierungshilfe <strong>und</strong> fungierend als H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>folie der Gegenstandsfelder.<br />

Die transkribierten Gespräche wurden <strong>in</strong>haltsanalytisch ausgewertet. Inhaltsanalytische Auswertung<br />

zielt darauf ab, die <strong>in</strong>nere Struktur <strong>in</strong>dividuell ausgeformter <strong>und</strong> erlebter sozialer Phänomene zu<br />

identifizieren <strong>und</strong> die lebensweltlichen Wirklichkeiten <strong>und</strong> Erfahrungszusammenhänge zu rekonstruieren.<br />

E<strong>in</strong>e methodisch kontrollierte Inhaltsanalyse verlangt bereits vor Beg<strong>in</strong>n der Auswertung<br />

die genaue Dokumentation der hypothesengeleiteten Vorannahmen, die schon im Leitfaden vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> somit das Gesamtmaterial mitstrukturieren. Die sich anschließende Interviewanalyse<br />

sollte Regel geleitet unter theoretisch ausgewiesener Fragestellung bzw. Hypothesen verlaufen, wobei<br />

im E<strong>in</strong>zelfall die eigenen Vorannahmen unter dem Postulat der Offenheit für neue Erkenntnisse<br />

modifiziert werden müssen. Die Auswertungsschritte im E<strong>in</strong>zelnen:<br />

1. Theorie geleitete Festlegung der Strukturierungsdimension, hier: <strong>in</strong>haltliche Strukturierung<br />

mit dem Ziel, Material zu bestimmten Themen <strong>und</strong> Inhaltsbereichen zu extrahieren <strong>und</strong> zusammenzufassen.<br />

2. Entwicklung e<strong>in</strong>es Kategoriensystems (z.B. Besuch von Regel- oder Körperbeh<strong>in</strong>dertenschule,<br />

berufliche Veränderungen durch die Wende, Akzeptanz des neuen Systems etc). Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es Kodierleitfadens, d.h. Festlegung von kategorialen Bestimmungsmerkmalen.<br />

3. Materialdurchlauf: Strukturierung der Interviews mit Hilfe des Kodierleitfadens <strong>und</strong> unter<br />

Berücksichtigung des Kontextes. Neben den „F<strong>und</strong>stellen“ kommt auch dem Aufspüren von<br />

Lücken <strong>und</strong> Weglassungen wichtiger Erlebens- <strong>und</strong> Verhaltensmomente Bedeutung zu. Bearbeitung<br />

<strong>und</strong> Extraktion der F<strong>und</strong>stellen.<br />

4. Ergebnisaufbereitung (Mayr<strong>in</strong>g 1989)<br />

Es sei darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass diese Verfahrensweise zur sorgfältigen Absicherung der Interpretationen<br />

dennoch Verzerrungen <strong>und</strong> perspektivische Textauslegungen nicht ausschließen. Während<br />

hermeneutische Verstehensprozesse auf der e<strong>in</strong>en Seite erst den Zugang zum Verständnis subjektiver<br />

Sichtweisen ermöglichen, müssen auf der anderen Seite nicht nur Grenzen der Erzählbarkeit,<br />

sondern ebenso Grenzen des Verstehens realisiert werden. „Jedes Verstehen schließt Missverstehen<br />

e<strong>in</strong>, jede Interpretation Fehl<strong>in</strong>terpretation“ (Heller 1987, S. 437). Im vorliegenden Fall traf West<br />

(Interviewer<strong>in</strong>) auf Ost (Interviewte). Dennoch stand die Präferenz e<strong>in</strong>er qualitativen Erhebungsmethode<br />

außer Frage, denn e<strong>in</strong> entscheidendes Kriterium des qualitativen Vorgehens ist der offene<br />

Zugang zur sozialen Realität, wobei „...nicht das Pseudoideal e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en ‚Voraussetzungslosigkeit’<br />

angestrebt wird. Vielmehr handelt es sich darum, das Vorf<strong>in</strong>dbare möglichst vorurteilslos zu<br />

beschreiben“ (ebd. S. 414). Und im günstigsten Fall fordern neue Deutungen zu weiterführenden<br />

Erkenntnisperspektiven heraus.<br />

Brigitte Holtkotte<br />

Volker Lehmann<br />

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