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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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kurrierenden Normenvorschriften entstehen Verhaltensunsicherheiten <strong>und</strong> <strong>in</strong> deren Gefolge Unmut<br />

oder gar Aggressionen. Auf der e<strong>in</strong>en Seite gebietet es die Irrelevanzregel, den Kle<strong>in</strong>wuchs zu thematisieren,<br />

auf der andern Seite soll dem Kle<strong>in</strong>wuchs doch Rechnung getragen werden. Gerade der<br />

Bereich „Hilfestellung <strong>und</strong> Unterstützung ist besonders störanfällig für Missverständnisse aller Art.<br />

Gerade die Irrelevanzregelung unterb<strong>in</strong>det spontane Hilfsbereitschaft. Dennoch fällt es schwer, untätig<br />

zuzusehen, wenn e<strong>in</strong> anderer sich sche<strong>in</strong>bar übermäßig anstrengen muss. Versteht der oder die<br />

Betroffene nun Hilfestellung als Angriff auf Selbständigkeit <strong>und</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> unterlassene<br />

Hilfestellung als Ignoranz <strong>und</strong> reagiert entsprechend gekränkt oder wütend, ist die Störung perfekt.<br />

Unsortierte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ander ausschließende Erwartungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiteres M<strong>in</strong>enfeld. Auf der e<strong>in</strong>en<br />

Seite wird von kle<strong>in</strong>wüchsigen <strong>Menschen</strong> hohe Leistungsmotivation erwartet <strong>und</strong> begrüßt, Ehrgeiz<br />

wiederum misstrauisch betrachtet <strong>und</strong> als Überkompensation <strong>in</strong>terpretiert. Man ist sich nicht so<br />

sicher, <strong>in</strong>wieweit Leistungsdefizite auf die Beh<strong>in</strong>derung zurückgeführt werden dürfen oder ob von<br />

der Beh<strong>in</strong>derung abstrahiert werden soll. Daraus entsteht bei Nichtbeh<strong>in</strong>derten e<strong>in</strong>e Art Beißhemmung,<br />

durch die Beh<strong>in</strong>derten e<strong>in</strong> latentes Machtpotential zukommt. Unbewusste Aggressionen auf<br />

beiden Seiten s<strong>in</strong>d die Folge. Und immer schwebt über allen Interaktionen der Anspruch, alle Beteiligten<br />

sollten sich „ganz normal“ verhalten!<br />

Um die besondere Störanfälligkeit des Kontakts zu m<strong>in</strong>imieren, braucht es auf beiden Seiten e<strong>in</strong><br />

breites Repertoire sozialer Verhaltensformen <strong>und</strong> sensibler Wahrnehmung, um den beruflichen<br />

Kontakt so reibungslos wie möglich zu gestalten. Dazu gehört, wie hier von den Betroffenen häufig<br />

genannt, die Bereitschaft zu offener <strong>und</strong> klarer Kommunikation, die Fähigkeit zur Realitätsprüfung<br />

<strong>und</strong> selbstverantwortlicher Problemlösung ebenso wie e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Neugier aufe<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt auch e<strong>in</strong> Portion Humor.<br />

Brigitte Holtkotte<br />

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