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FC287a, Kleinwüchsige Menschen in Ausbildung und Beruf Teil

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wurden mit der gleichen Leistungsorientierung <strong>und</strong> den gleichen sozialistischen Zielen gebildet wie<br />

K<strong>in</strong>der ohne Beh<strong>in</strong>derung.<br />

In der Literatur aus der Zeit der DDR wurde die Integrationsdiskussion nicht geführt. Inwieweit die<br />

Betonung der Gleichheit aller <strong>Menschen</strong> diese Diskussion überflüssig machte oder ob gerade wegen<br />

der Leistungsorientiertheit des Bildungswesens beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>em „Ausgliederungsprozess“<br />

(Ränke 2001, S.14) unterzogen wurden, um das Leistungsniveau regulärer Schulen nicht negativ zu<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen, wird kontrovers diskutiert.<br />

Das verfassungsmäßige Gr<strong>und</strong>recht auf Arbeit galt für alle Beh<strong>in</strong>derten. Konnte e<strong>in</strong>/e Beh<strong>in</strong>derte/r<br />

nicht an e<strong>in</strong>em „normalen“ Arbeitsplatz tätig se<strong>in</strong>, gab es alternativ „geschützte Arbeit“ als dreistufiges<br />

System: geschützte Werkstätten des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesens, geschützte Abteilungen<br />

<strong>in</strong> den Betrieben, geschützte E<strong>in</strong>zelarbeitsplätze <strong>und</strong> Heimarbeit. Jeder nicht erwerbsfähige Beh<strong>in</strong>derte<br />

bekam mit dem 18. Lebensjahr e<strong>in</strong>e Invalidenrente, unabhängig von bereits erfolgter Beitragszahlung.<br />

Die <strong>Beruf</strong>swahl wurde für Beh<strong>in</strong>derte <strong>und</strong> Nichtbeh<strong>in</strong>derte durch sog. „<strong>Beruf</strong>slenkung“ gesteuert:<br />

es gab vorgegebene Optionen, zwischen denen gewählt werden konnte. <strong>Kle<strong>in</strong>wüchsige</strong> Interviewpartner<br />

aus den neuen B<strong>und</strong>esländern berichten von der Möglichkeit für Beh<strong>in</strong>derte, sich e<strong>in</strong>ige<br />

Monate vor den offiziellen Bewerbungsterm<strong>in</strong>en der Mitschüler <strong>in</strong> den Betrieben beworben haben<br />

zu können.<br />

12.1.1 Schulbesuch<br />

Welche Schulform haben Sie besucht?<br />

Regelschule gesamt 64,4 %<br />

Körperbeh<strong>in</strong>dertenschule gesamt 20,3 %<br />

Sonstige 40<br />

15,3 %<br />

Die meisten kle<strong>in</strong>wüchsigen Schüler wurden also behördlicherseits als <strong>in</strong> die Regelschule <strong>in</strong>tegrierbar<br />

e<strong>in</strong>geschätzt, u.a. auch unter dem Aspekt, physisch <strong>und</strong> psychisch altersadäquat leistungsfähig<br />

zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> den Leistungsstandard der Klasse nicht zu bee<strong>in</strong>trächtigen (Ausnahme: Die Befreiung<br />

vom Sportunterricht galt als akzeptabel) (Ränke 2001). Der Besuch e<strong>in</strong>er Körperbeh<strong>in</strong>dertenschule<br />

war oft vor Ort nicht gegeben <strong>und</strong> erforderte die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angeschlossenen Internat.<br />

36,8 % der Befragten haben (zeitweise)e<strong>in</strong> Internat besucht, <strong>in</strong> etlichen Fällen als Umschüler, die<br />

von der Körperbeh<strong>in</strong>dertenschule zur Regelschule wechselten oder umgekehrt. E<strong>in</strong>ige äußern, dass<br />

der Wechsel <strong>in</strong> die Körperbeh<strong>in</strong>dertenschule auf eigenen Wunsch stattfand, um, dem „Terror der<br />

nichtbeh<strong>in</strong>derten Normalität“, so e<strong>in</strong> Befragter, zu entgehen. Hier wurde das Zusammense<strong>in</strong> mit<br />

anderen Beh<strong>in</strong>derten als Entlastung erlebt.<br />

12.1.2 <strong>Ausbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong>swahl<br />

Die Frage nach Sonderregeln bei der <strong>Ausbildung</strong>splatzsuche beantworten 82,7 % mit „ne<strong>in</strong>“. Bei<br />

den übrigen handelt es sich überwiegend um die Möglichkeit, sich vorzeitig um e<strong>in</strong>en <strong>Ausbildung</strong>splatz<br />

bewerben zu können.<br />

Die Weichenstellung für die <strong>Beruf</strong>swahl erfolgte bei 56,9 % nicht-<strong>in</strong>stitutionell, d.h. entweder der/<br />

die Befragte traf die Entscheidung selbst (35,3 %) oder geme<strong>in</strong>sam mit der Familie (21,6 %). Bei<br />

40 Die Nennungen <strong>in</strong> dieser Kategorie entsprechen überwiegend den Kategorien „Regelschule“ bzw. „Körperbeh<strong>in</strong>dertenschule“<br />

z.B. „Polytechnische Oberschule“, „Mittelschule“, „<strong>in</strong>tegratives Gymnasium“ etc.<br />

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