Also irgendwie zurück, irgendwoh<strong>in</strong>. Die Eltern erkranken an Typhus, beide sterben auf der Flucht kurz vor Weihnachten <strong>in</strong>nerhalb von drei Tagen. Alfred Hegeler, 13 Jahre alt, irrt mit se<strong>in</strong>er fünfzehnjährigen Schwester im Strom der Flüchtl<strong>in</strong>ge umher. Die deutsche Front ist zusammengebrochen, überall Chaos. „Wir s<strong>in</strong>d nebenher gefahren, als sie die vom KZ Sachsenhausen nach Wismar hoch getrieben haben. Die nicht mehr laufen konnten, wurden erschossen. Das s<strong>in</strong>d Häftl<strong>in</strong>ge, hat man uns gesagt. Aber was Genaues haben wir nicht gewusst. Das waren harte Zeiten. Aber wir mussten ja alle durchhalten. Der Treck wurde auch von den Russen beschossen <strong>und</strong> wir wollten zum Amerikaner. Wir haben uns immer mehr an die SS gehalten, die wollten alle nach’m Ami“. Die beiden K<strong>in</strong>der schaffen es bis zu e<strong>in</strong>er Tante an der Ostsee, die sie aufnimmt. Alfred Hegeler besucht noch zwei Jahre e<strong>in</strong>e Volksschule, doch niemand kann sich für e<strong>in</strong>en Jungen se<strong>in</strong>er Größe e<strong>in</strong>e adäquate Arbeit vorstellen. „Dann g<strong>in</strong>g’s los: was mache ich, was wird aus mir?“ Es sche<strong>in</strong>t als sei se<strong>in</strong>e berufliche Zukunft von e<strong>in</strong>er schicksalhaften Begegnung abhängig gewesen. Der Zirkus zieht über Land <strong>und</strong> wird per Zufall se<strong>in</strong>er ansichtig. „Der Zirkus Berol<strong>in</strong>a suchte damals Pferdematerial auf den Dörfern <strong>und</strong> die sahen mich da <strong>und</strong> haben mich gefragt, dass ich mich bewerben sollte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“. Alfred Hegeler spricht nicht über Diskrim<strong>in</strong>ierung, nicht über Zirkusattraktion, nicht über Beh<strong>in</strong>derung. Im Elend der Nachkriegsjahre ist der Zirkus ist e<strong>in</strong>e Chance, im Leben e<strong>in</strong>en festen Platz zu f<strong>in</strong>den. „Und da b<strong>in</strong> ich h<strong>in</strong>gefahren <strong>und</strong> jemand dort sagte: ‚Ja, wir versuchen es mit dir‘. Ich g<strong>in</strong>g noch nicht <strong>in</strong> die Manege. Ich war zuerst Bürobote“. Clown zu werden ist nach Ansicht Alfred Hegelers nicht etwas, was man „aus der la ma<strong>in</strong>“ macht, vielmehr erfordert es Diszipl<strong>in</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende <strong>Ausbildung</strong>, die er <strong>in</strong> der zirkuseigenen Clownerie absolviert. „Und was man noch mitbr<strong>in</strong>gen muss? Aus sich herausgehen können. Gelenkig se<strong>in</strong>“. Schaut man sich se<strong>in</strong>e Fotos an, ist die körperliche Anstrengung <strong>und</strong> Belastung spürbar, wie zum Beispiel beim Spr<strong>in</strong>gen über die Pferderücken. Im Gr<strong>und</strong>e ist se<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong> „Knochenjob“, Hilfsmittel gibt es ke<strong>in</strong>e. Sichtbar s<strong>in</strong>d aber auch die Freude <strong>und</strong> der Stolz, wenn er sich vor se<strong>in</strong>em begeisterten Publikum verneigt. Und als Zirkusmitglied hat er viele Vorteile, die normale DDR- Bürger nicht haben: er kann reisen, macht viele Tourneen, teilweise auch <strong>in</strong> den Westen, <strong>und</strong> für Landesverhältnisse verdient er sehr gut, denn der Zirkus wird staatlicherseits hoch subventioniert. Doch mit dem Ende der DDR endet auch se<strong>in</strong>e Karriere. „Wir haben zuerst gedacht, es läuft so weiter wie bisher mit dem Zirkus. Aber vieles ist nach der Wende kaputt gegangen". Nach der Wende gehört se<strong>in</strong> Zirkus zur ‚Berl<strong>in</strong>er Zirkusunion“, der Nachfolger<strong>in</strong> des DDR- Staatszirkus. Bis Mitte der 90er Jahre versuchen die Unternehmen zu bestehen, bis schließlich von der Treuhand das Aus kommt. Die Artisten kommen teilweise bei anderen Unternehmen unter, aber Alfred Hegeler will nicht mehr. Er hätte nach der Wende weitermachen können, Angebote gibt es genug, aber für ihn ist e<strong>in</strong>e Ära zu Ende. 122
„40 Jahre im Zirkus, es ist genug“. Heute lebt er zurückgezogen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, pflegt se<strong>in</strong>en Garten <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en silberfarbenen Trabi <strong>und</strong> schaut oft <strong>in</strong> die Kartons mit den Fotos aus e<strong>in</strong>er Welt, <strong>in</strong> der er mehr als se<strong>in</strong> halbes Leben verbracht hat, im Rampenlicht <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er unnachahmlichen Würde. Brigitte Holtkotte 123
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„dass die Arbeitgeber schlecht un
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