Zwischen Naturschutz und Theoretischer Ökologie: Modelle zur ...
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86 3 Validierung der Habitatmodelle<br />
Vergangenheit der Flächen (Schamberger & O'Neil 1986). Dennoch ergeben die Übertragungen<br />
gute Prognosen, da mit der Vegetationshöhe einer der trennschärfsten<br />
Schlüsselfaktoren direkt an die Dynamik von Mahd <strong>und</strong> Wiederaufwuchs gekoppelt<br />
ist.<br />
3.5.2 Gültigkeitsbereich der <strong>Modelle</strong> – was sind die Voraussetzungen für<br />
Übertragbarkeit?<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Relevanz der Habitatfaktoren, der hohen Prognosegüten <strong>und</strong> der<br />
Signifikanz der Modellübertragungen kann davon ausgegangen werden, daß die hier<br />
vorgestellten Habitatmodelle in den beiden Untersuchungsgebieten allgemeine<br />
Gültigkeit besitzen <strong>und</strong> – wenngleich mit Abstrichen, die mit jeder Übertragung verb<strong>und</strong>en<br />
sind – auch für andere Niedermoore mit ähnlicher Vegetationsausstattung<br />
<strong>und</strong> vergleichbarem Nutzungsregime verwendet werden können. Dies gilt vor allem<br />
für C. dorsalis aber auch für die zweite Zielart S. grossum. Hierfür spricht ebenso, daß<br />
die aus den vorgestellten <strong>Modelle</strong>n abgeleitete Charakterisierung optimaler Habitate<br />
für C. dorsalis mit vergleichbaren Beschreibungen aus anderen Untersuchungsgebieten<br />
in Brandenburg <strong>und</strong> Westfalen (s. Beiträge in Mattes 1997) sowie bei Hamburg<br />
(Sörens 1996) als auch in anderen Untersuchungsjahren im Drömling (Benitz 1994,<br />
unveröff. Dipl.-Arb.; Heydenreich 1995; 1998; Suhling & Kratz 1999) harmonisiert.<br />
Entsprechendes gilt auch für S. grossum, für die vergleichbare Ergebnisse bei Untersuchungen<br />
in Niedersachsen (Lorz & Clausnitzer 1988), Bayern (Marzelli 1995) <strong>und</strong><br />
Mittelhessen (Malkus et al. 1996) zu finden sind. Eine großräumiger geographische<br />
Regionen übergreifende Gültigkeit der <strong>Modelle</strong> kann aber allein auf Gr<strong>und</strong>lage der<br />
vorhandenen Datenbasis nicht beurteilt werden.<br />
3.5.2.1 Ökologische Gründe für <strong>und</strong> gegen mögliche Modellübertragungen<br />
Daß dieselben Habitatfaktoren für verschiedene Untersuchungsgebiete <strong>und</strong> -jahre<br />
gut prognostizierende, übertragbare <strong>Modelle</strong> liefern, muß z.B. aufgr<strong>und</strong> regionaler<br />
Stenökie, lokaler Adaptationen, unterschiedlicher Ressourcenverteilung oder Konkurrenzdruck<br />
in verschiedenen Gebieten bei weitem nicht immer der Fall sein. So<br />
weist z.B. Thomas (1995) auf entsprechend der klimatischen Bedingungen qualitativ<br />
stark voneinander abweichende Habitatansprüche von Insektenspezies in verschiedenen<br />
Regionen hin (vgl. auch Thomas 1993). Neben solcherlei Hindernissen bei der<br />
räumlichen Modellübertragung können auch temporäre Effekte eine Rolle spielen.<br />
Kindvall (1995) beispielsweise zeigt für die Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera<br />
bicolor (Philippi 1830) die Umkehr der Habitatpräferenzen in Extremwetterjahren.<br />
Der Gültigkeitsbereich von Habitatmodellen ist also stark davon abhängig, in welchem<br />
zeitlichen Kontext die zugr<strong>und</strong>eliegenden Daten erhoben wurden. Um <strong>Modelle</strong><br />
für verläßliche Bewertungen zu verwenden, sollten sie nicht allein aufgr<strong>und</strong> einer<br />
einzigen Begehung gebildet werden (Rice et al. 1981; Clark & Lewis 1983; Rice et al.<br />
1983; Schamberger & O'Neil 1986). Das gilt erst recht für Invertebraten, die häufig<br />
eine stochastisch, u.U. auch chaotisch (s. Abschnitt 5) schwankende Populationsdynamik<br />
aufweisen, welche von Jahr zu Jahr z.T. um Zehnerpotenzen variierende