Zwischen Naturschutz und Theoretischer Ökologie: Modelle zur ...
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2 Habitatmodelle<br />
• Das Vorhandensein von Carex ist aufgr<strong>und</strong> der Nahrungspräferenz dieser Art<br />
(Bölscher & Sandkühler 1995) eine wichtige Habitateigenschaft. Die Bedeckung<br />
mit Juncus <strong>und</strong> Carex ist zudem aufgr<strong>und</strong> des Zusammenhanges mit der Bodenfeuchte<br />
(s. 2.6.4.4) von Interesse. Optimal sind mittlere Bedeckungsgrade.<br />
• Auch diese Art bevorzugt Flächen mit extensiver Nutzung. Die Mahd beeinträchtigt<br />
diese flug- <strong>und</strong> damit fluchtfähige Art nicht so sehr wie C. dorsalis, wenn<br />
sie nicht in die Zeit der frühen, kaum mobilen Larvenstadien fällt. Sie ist – möglichst<br />
einmal im Jahr durchgeführt – vielmehr notwendig, um die Flächen offen<br />
zu halten (Detzel 1991). Eine extensive Nutzung ist im Niedermoor häufig mit<br />
langem Winterüberstau der Flächen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sagt deshalb auch viel über<br />
den nach Marzelli (1995) wichtigsten Schlüsselfaktor, die Bodenfeuchte, bzw.<br />
regelmäßige Überschwemmungen aus (vgl. auch Oschmann 1973; Malkus et al.<br />
1996).<br />
• Die Vegetation sollte geringe bis mittlere Höhen aufweisen (bis ca. 60 cm). Auch<br />
für diese Art stellt die Vegetation einen Prädationsschutz dar (Sänger 1977; Lorz<br />
& Clausnitzer 1988). Zudem bedeuten geringe Höhen bessere mikroklimatische<br />
Bedingungen, <strong>und</strong> eine zu hohe Vegetation bedingt ein zu feuchtes Mikroklima<br />
(Ingrisch 1978; Kleinert 1992). Allerdings gilt S. grossum als recht tolerant<br />
gegenüber mikroklimatischen Einflüssen (Oschmann 1973; Ingrisch 1980).<br />
Marzelli (1995) konnte keine starken Präferenzen hinsichtlich der Temperatur<br />
oder der relativen Luftfeuchte feststellen.<br />
• Vegetationsstruktur: präferiert werden Flächen mit Stockwerksbildung (v.a. mit<br />
dominantem unteren Stockwerk) <strong>und</strong> mit einem geringen Anteil (unter 3%) abgestorbener,<br />
stehender Phytomasse (van Wingerden et al. 1992; Marzelli 1995).<br />
2.6.5 Diskussion der Habitatmodellanwendung in den Nutzungsszenarien<br />
Die Anwendung der erstellten Habitatmodelle in der Szenarienmodellierung soll in<br />
erster Linie den Weg eines solchen Verfahrens vorstellen. Der hier verwendete<br />
Ansatz über prognostizierte Veränderungen des Biotoptyps ist stark vereinfacht.<br />
Dafür verdeutlicht er aber die notwendige Vorgehensweise, wenn man z.B. das<br />
Habitatmodell mit einem Modell <strong>zur</strong> Beschreibung <strong>und</strong> Vorhersage der Sukzession<br />
im Niedermoor (Richter et al. 1997; Belde & Richter 1997) verknüpfen will.<br />
Statistische Habitatmodelle implizieren unter anderem, daß Vorkommen <strong>und</strong> Umweltbedingungen<br />
in Zeit oder Raum einer Situation im Gleichgewicht entsprechen.<br />
Das bedeutet für die hier gezeigte Anwendung, daß bei der Ableitung sich verändernder<br />
Inzidenzen aus dem Habitatmodell nach Eingriffen in einer Landschaft das<br />
Modell keine Information darüber gibt, wann dieser Prozeß abgeschlossen sein wird<br />
<strong>und</strong> sich ein neues Gleichgewicht eingestellt hat (Kleyer et al. 1999/2000). Übertragen<br />
auf den Fall von Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen bedeutet dies, daß eine<br />
Art, für die <strong>Modelle</strong> aus einer seit Jahrzehnten relativ stabilen Landschaft abgeleitet<br />
werden, bei Herstellung ähnlicher Habitatbedingungen im Rahmen solcher Maßnahmen<br />
in Gebieten, in denen sie bis dahin nicht festgestellt wurde, nicht zwangsläufig