Zwischen Naturschutz und Theoretischer Ökologie: Modelle zur ...
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2 Habitatmodelle<br />
eine Abwanderung der Tiere bewirken, der später eine Rekolonisation aus ungemähten<br />
Nachbarbereichen folgt (Sänger 1980 sowie Kratz & Helms, mdl. Mitt.; vgl.<br />
Tab. 2-14). Ein solcher durch ein Nachbarschaftsmodell erklärbarer Effekt kann<br />
mittels der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Daten nur un<strong>zur</strong>eichend untersucht werden, da<br />
die flächenrepräsentativen Transekte zumeist im Zentrum der Untersuchungsflächen<br />
<strong>und</strong> dementsprechend weit von der in diesem Zusammenhang interessierenden<br />
„Kontaktzone“ entfernt lagen. Auch die geringe zeitliche Auflösung <strong>und</strong> die im GIS<br />
nötige Aggregierung verhindern eine adäquate Modellierung dieser Muster auf der<br />
Ebene der Habitatmodelle.<br />
Eine zweite Hypothese, beruhend auf der Annahme, daß eine hohe Habitatqualität<br />
gleichbedeutend mit einer hohen Individuendichte verb<strong>und</strong>en mit Dispersion in die<br />
Nachbarflächen ist, bedeutet eine auf der Ebene der Habitatmodellierung irreguläre<br />
Verknüpfung von Habitateignung <strong>und</strong> Populationsdynamik, da eine hohe Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />
nicht unbedingt eine hohe Dichte auf den Flächen bedeuten<br />
muß (Schamberger & O'Neil 1986; Hobbs & Hanley 1990).<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage der in diesen <strong>Modelle</strong>n kaum <strong>zur</strong> Erklärung der räumlichen Verteilung<br />
der Art beitragenden Nachbarschaftsvariablen können also wegen der nicht<br />
adäquaten räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Auflösung der Daten <strong>und</strong> der daran angepaßten<br />
Modellierungsverfahren keine auf alle Untersuchungsflächen im Drömling übertragbaren<br />
Aussagen <strong>zur</strong> Bedeutung der räumlichen Autokorrelation getroffen werden.<br />
Das Wirken wichtiger räumlicher Isolations- <strong>und</strong> Nachbarschaftseffekte läßt sich<br />
aber nachweisen.<br />
Die in 2.4.2.4 erfolgte Analyse <strong>zur</strong> Abschätzung des Einflusses räumlicher Autokorrelation<br />
widerspricht diesem Ergebnis nicht. Der Vergleich von Responseoberflächen<br />
eines die räumlichen Verhältnisse nicht berücksichtigenden Modells <strong>und</strong> eines<br />
Modells, das auf den Residuen einer kubischen Trendoberfläche der geographischen<br />
Koordinaten beruht, zeigt vielmehr, daß die räumlichen Verhältnisse bei Verwendung<br />
dieser Datengr<strong>und</strong>lage die geschätzten Habitatfaktormodelle kaum verändern.<br />
Dies gilt auch, wenn die Koordinaten als Prädiktorvariablen in das Modell integriert<br />
werden – die Form der Responseoberfläche verändert sich nur unwesentlich. Wenn<br />
die Habitatfaktoren in gleicher Art <strong>und</strong> Weise räumlich autokorreliert wären wie die<br />
Heuschreckeninzidenz, so wäre ein solches Ergebnis nicht zu erwarten.<br />
2.6.4.4 Charakterisierung eines Optimalhabitats für Conocephalus dorsalis<br />
In der Reihenfolge ihres Erklärungsgehaltes in einem alle Datensätze umfassenden<br />
multivariaten Modell (vgl. Tab. 2-8 <strong>und</strong> Tab. 2-9) ergibt sich für die Habitatfaktoren<br />
folgende Charakterisierung eines Optimalhabitats für C. dorsalis:<br />
• Die Vegetationshöhe sollte eine möglichst mittlere bis hohe Ausprägung aufweisen<br />
(ca. 50 bis 150 cm, vgl. Abb. 2-4 <strong>und</strong> Abb. 2-5), was mit den Ergebnissen<br />
von Reise (1970) <strong>und</strong> Ingrisch (1979) übereinstimmt. Geringere Höhen bedeuten<br />
zwar bessere mikroklimatische Bedingungen aber gleichzeitig auch weniger<br />
Schutz vor Fraßfeinden (Sänger 1977). Zu hohe Vegetation wiederum bedingt ein<br />
zu feuchtes Mikroklima (Ingrisch 1978; Kleinert 1992).