Zwischen Naturschutz und Theoretischer Ökologie: Modelle zur ...
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5.5 Zusammenfassende Diskussion der populationsdynamischen <strong>Modelle</strong> 171<br />
abhängigen Differenzengleichungsmodellen ist die Analyse chaotischer Strukturen<br />
ein wichtiger Aspekt.<br />
Die Stabilitäts- <strong>und</strong> Bifurkationsanalyse des nicht-räumlichen Modells verdeutlicht<br />
die Abhängigkeit der Systemstabilität von den Modellparametern: bei geringen Werten<br />
des Bifurkationskriteriums (in 5.3.2 die maximale Fek<strong>und</strong>ität) erreicht das System<br />
asymptotisch einen stabilen stationären Zustand bzw. nach Durchlaufen der ersten<br />
Bifurkationen stabile Gleichgewichtszyklen mit geringer Periodizität (vgl. Abb. 5-15).<br />
Bei höheren Parameterwerten weist das System dann Fluktuationen immer höherer<br />
Periodizität auf, die schließlich nicht mehr von einer chaotischen Dynamik zu unterscheiden<br />
sind bzw. in eine solche aperiodische <strong>und</strong> instabile Dynamik übergehen (Li<br />
& Yorke 1975). Das hat den Effekt, daß nur noch das „Prinzip der schwachen<br />
Kausalität“ gilt (Richter 1985); d.h. nur identische Anfangsbedingungen erzeugen<br />
auch identische Trajektorien. Schon kleine Abweichungen führen nach ausreichender<br />
Zeit zu extrem unterschiedlichen Populationsverläufen (s. Abb. 5-13; vgl. May 1974;<br />
Hassell et al. 1976; May & Oster 1976). Obwohl das verwendete Modell einfach <strong>und</strong><br />
deterministisch ist, kann es dennoch zu Populationsverläufen führen, die nicht von<br />
einem Zufallsprozeß unterschieden werden können (May & Oster 1976; May 1980;<br />
Richter 1985). Mit zunehmendem Wert von F max wird die Ab<strong>und</strong>anz immer variabler<br />
<strong>und</strong> letztendlich unvorhersagbar. Schon kleine Änderungen der Bifurkationskriterien<br />
(F max in Abb. 5-15, P 1 in Abb. A5-1, P 2 in Abb. A5-2, HSI in Abb. A5-3 oder β in<br />
Abb. A5-4) können zu unerwarteten Veränderungen der Systemdynamik führen (vgl.<br />
Higgins et al. 1997).<br />
5.5.3.2 Stabilitätsanalyse des räumlichen Modells<br />
Die Populationsdynamik des räumlichen Systems wird nicht nur durch die lokale<br />
Dynamik auf den einzelnen Rasterzellen, sondern auch durch die Ausbreitungscharakteristik<br />
bestimmt. Sie ist zudem stark von der zugr<strong>und</strong>eliegenden Habitatkarte<br />
abhängig.<br />
Analog zum nicht-räumlichen Modell werden mit Hilfe von Simulationen auch für<br />
das räumliche Modell Stabilitätsuntersuchungen durchgeführt. Wie die Untersuchung<br />
der Besiedlungsdynamik vermittelt, wird die Ausbreitung durch eine hohe Fek<strong>und</strong>ität,<br />
eine hohe Ausbreitungsrate (als Anteil die aktuelle Habitatzelle verlassender<br />
Tiere) sowie eine hohe Habitatqualität gefördert (5.4.2.1; Abb. 5-18). Diese Parameter<br />
werden hinsichtlich ihres Einflusses auf die Stabilität der Lokalpopulationen<br />
<strong>und</strong> der Gesamtpopulation im räumlichen Modell untersucht.<br />
Selbst bei einer unstrukturierten Habitateignungskarte <strong>und</strong> rein deterministischer<br />
Ausbreitung mit konstanter Rate m in die einfache von-Neumann-Nachbarschaft läßt<br />
sich eine vielfältige <strong>und</strong> komplexe Dynamik mit räumlich strukturierten zeitlichen<br />
Oszillationen feststellen (5.4.2.2 <strong>und</strong> 5.4.2.3). In Abhängigkeit von den Reproduktionsparametern<br />
der lokalen <strong>Modelle</strong> sowie der Ausbreitungsrate entstehen nach ausreichender<br />
Simulationsdauer verschiedene Typen räumlicher Muster (Abb. 5-19 <strong>und</strong><br />
Abb. 5-20).