Zwischen Naturschutz und Theoretischer Ökologie: Modelle zur ...
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2.6 Diskussion 65<br />
„schlagartig“ auftritt. Eine solche Annahme darf bei der Anwendung von statistischen<br />
Habitatmodellen <strong>zur</strong> Prognose nicht impliziert werden, da die Kolonisierungs<strong>und</strong><br />
Etablierungswahrscheinlichkeiten neuer Habitate sehr viel stärker von der Populationsdynamik<br />
<strong>und</strong> dem Ausbreitungsverhalten der Art als von der lokalen Habitatqualität<br />
abhängen (z.B. den Boer 1990; Verboom et al. 1991a; Thomas et al. 1992;<br />
Jeschke & Fröbe 1994; Appelt & Poethke 1997).<br />
Rotenberry (1986) betont in diesem Zusammenhang, daß retrospektive Analysen, wie<br />
sie die statistischen Habitatmodelle darstellen, stark von den aktuell zum Zeitpunkt<br />
der Begehung herrschenden Umweltbedingungen abhängig sind <strong>und</strong> bei sich verändernden<br />
Bedingungen kaum Vorhersagewert aufweisen. Dem ist entgegenzuhalten,<br />
daß die der einfachen Szenarienberechnung in 2.5.2 zugr<strong>und</strong>eliegenden Datensätze<br />
den Bereich der Variablenausprägungen, anhand derer die <strong>Modelle</strong> geschätzt wurden,<br />
nicht verlassen. Zur weiteren Überprüfung des Gültigkeitsbereiches der <strong>Modelle</strong><br />
wurden darüber hinausgehend Analysen in Abschnitt 3 durchgeführt.<br />
2.6.5.1 Artunabhängige Bewertung beider Szenarien<br />
Die prognostizierten Veränderungen der Habitatqualität scheinen für beide Arten<br />
plausibel zu sein. Die Extensivierung bringt Verbesserungen z.B. aufgr<strong>und</strong> der weniger<br />
häufigen Mahd oder aufgr<strong>und</strong> höherer Gr<strong>und</strong>wasserstände, die eine höhere<br />
Bodenfeuchte <strong>und</strong> einen veränderten Vegetationsbewuchs <strong>zur</strong> Folge haben. Sie führt<br />
aber auch zu einer Verringerung der Habitatqualität aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Verbuschung<br />
auf bestimmten Flächen. Auch bei der Intensivierung sind zwei gegenläufige<br />
Effekte festzustellen: die häufigere Durchführung der Mahd verschlechtert<br />
die Qualität der Habitate; Intensivierung kann aber auch bedeuten, daß verbuschende<br />
Brachen wieder als Grünland kultiviert werden.<br />
2.6.5.2 Managementmaßnahmen für Conocephalus dorsalis <strong>und</strong> Stethophyma<br />
grossum<br />
Die Ergebnisse in 2.5.2 verdeutlichen vor allem, daß Maßnahmen, die für eine bestimmte<br />
Art eine Verbesserung der Habitatqualität bedeuten, für andere Arten ganz<br />
gegensätzliche Konsequenzen haben können. Dieser Effekt ist bei den beiden hier<br />
untersuchten Heuschreckenarten nicht stark ausgeprägt, aber dennoch festzustellen<br />
(vgl. Tab. 2-17). Der Gr<strong>und</strong> hierfür ist darin zu sehen, daß beide Arten nicht völlig<br />
verschiedene Habitatansprüche aufweisen <strong>und</strong> auf bestimmte Umweltveränderungen<br />
ähnlich reagieren. So bringt die Umwandlung von Intensivgrünland in nährstoffreiche<br />
Feucht- <strong>und</strong> Naßwiesen (vgl. Tab. 2-16) für beide Arten eine Verbesserung der<br />
Habitatqualität, die für S. grossum allerdings weniger stark ist. Es zeigt sich aber auch,<br />
daß eine gleichzeitige Förderung beider Arten auf denselben Flächen nicht immer<br />
möglich ist.<br />
Bezieht man Arten anderer Taxa, wie die ebenfalls untersuchten Wiesenbrüter in<br />
diesen Vergleich mit ein, so ergeben sich weitaus größere Differenzen. Verallgemeinert<br />
man diesen Fall, so wird klar, wie wichtig die Verwendung verschiedener Arten<br />
<strong>und</strong> besser noch Artengruppen ist, wenn mittels Indikatorspezies Umweltmanage-