Zwischen Naturschutz und Theoretischer Ökologie: Modelle zur ...
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5.2 Methodik 129<br />
Bei den beiden hier untersuchten Heuschreckenarten finden sich diese unterschiedlichen<br />
Skalen der Bewegungsmuster wieder: im lokalen Patchmaßstab sind Rekolonisierungen<br />
nach lokalen Extinktionen, die z.B. durch die Mahd hervorgerufen werden<br />
können, durch Dispersion von den Nachbarflächen nachgewiesen (Helms unveröff.<br />
Daten). Im noch kleinerem Maßstab werden Bewegungen <strong>zur</strong> Aufsuche bestimmter<br />
Ressourcen, wie bei der Nahrungssuche, der Thermoregulierung durch Aufsuchen<br />
von „Sonnenplätzen“ (Ingrisch 1978; Remmert 1985; Chappell & Whitman 1990)<br />
oder Fluchtbewegungen festgestellt. Auf der anderen Seite finden auch großräumigere<br />
bzw. größerskalige Bewegungen statt, wie beispielsweise das Aufsuchen geeigneter<br />
Habitate <strong>zur</strong> Eiablage, die vorher – z.B. aufgr<strong>und</strong> suboptimaler Temperaturausstattung<br />
– vom Weibchen verlassen wurden (Ingrisch 1978). In dünn besiedelten Habitaten<br />
kann auch die Partnersuche über weitere Strecken erfolgen, wie Kindvall et al.<br />
(1998) für die Zweifarbige Beißschrecke, Metrioptera bicolor, nachgewiesen haben.<br />
Weitere Möglichkeiten sind das passive Verdriftetwerden in der Luft oder im Wasser.<br />
C. dorsalis z.B. kann nachweislich schwimmen (Diver & Diver 1933) <strong>und</strong> auch ihre<br />
Eier können im Eiablagesubstrat – z.B. als Mähgut (Detzel 1991) oder in angeschwemmtem<br />
Totholz (Haupt 1995) – fortbewegt werden.<br />
Die im Modell vorgesehenen Ausbreitungsprozesse aggregieren sowohl die Dispersion,<br />
d.h. die ungerichtete Wanderung von Individuen (dispersal; Begon et al. 1991),<br />
als auch die Migration, d.h. die auf einen bestimmten Ort gerichtete Bewegung von<br />
Individuen (migration; Begon et al. 1991).<br />
Beide untersuchten Heuschreckenarten gelten – C. dorsalis noch mehr als S. grossum –<br />
als eher standortstetig (Decleer 1990; Malkus et al. 1996). Für die Larvenstadien wird<br />
allgemein nur eine sehr eingeschränkte Mobilität angenommen (z.B. With 1994 für<br />
Acrididae allgemein; Malkus et al. 1996 für S. grossum; Helms 1997 für C. dorsalis).<br />
Deshalb wird im Modell allein die Ausbreitung adulter Individuen erlaubt <strong>und</strong> innerhalb<br />
eines jeden Zeitschritts nur in eine der vier benachbarten Zellen zugelassen<br />
(von-Neumann-Nachbarschaft). Dies mag das „durchschnittliche“ Verhalten der Population<br />
widerspiegeln; einen wichtigen Einfluß können aber auch die wenigen großräumigeren<br />
Bewegungen haben.<br />
Der Ausbreitungsprozeß der Imagines erfolgt im Modell nach der Berechnung des<br />
Populationsvektors, d.h. nach der Entwicklung der Larven zu Adulten, aber vor der<br />
Eiablage (s. Abb. 5-5 in 5.2.5). Er wird nicht für einzelne Individuen simuliert,<br />
sondern jeweils für einen Anteil der Populationen, (vgl. Hassell et al. 1991; Ruxton<br />
1995). Dieser Anteil – die Ausbreitungsrate m – ist entweder konstant oder wird<br />
dichteabhängig berechnet (s. Gl.( 5-17 )). Die Zahl der in der aktuellen Habitatzelle<br />
verbleibenden Imagines berechnet sich nach Gl. ( 5-16 ). Noch nicht berücksichtigt<br />
sind hier dabei Immigranten aus den Nachbarzellen.<br />
( − m)<br />
[ x,<br />
y]<br />
= I<br />
[ x,<br />
y]<br />
⋅ 1<br />
( 5-16 )<br />
I nach derAusbreitung<br />
vor derAusbreitung<br />
Die meisten Analysen im Ergebnisteil beziehen sich auf <strong>Modelle</strong> mit konstanter<br />
Ausbreitungsrate m (vgl. Gonzalez-Andujar & Perry 1993; Gyllenberg et al. 1993;