ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin
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8 Nanostruktur und nanochemische Analyse der getemperten Glaskeramiken<br />
Die betrachteten vier Fälle (Ia, Ib, IIa und IIb) gelten für ein Probensystem, in dem das<br />
resonante Element nur in einer der beiden Phasen vorkommt. Für komplexere Probensysteme<br />
(viele Elemente) kann es sein, dass das resonante Element in unterschiedlicher Konzentration<br />
in beiden Phasen vorkommt. In diesem Fall ist die Energieabhängigkeit des Streukontrastes<br />
von vielen Parametern abhängig (siehe Gleichung (2.14)). In Abbildung 8.3 sind die beiden<br />
effektiven Elektronendichteprofile für diesen Fall schematisch dargestellt. Im Fall IIIa ist die<br />
effektive Elektronendichte der Teilchenphase größer als die der Glasmatrix. Im Fall IIIb ist<br />
die effektive Elektronendichte der Glasmatrix größer als die der Teilchenphase. Die jeweilige<br />
Änderung der effektiven Elektronendichten der beiden Phasen mit einer Änderung der<br />
Röntgenenergie im Absorptionskantenvorbereich eines resonanten Elementes hängt von der<br />
Konzentration des Elementes in der zugehörigen Phase sowie von deren Massendichte (g/cm 3 )<br />
ab. Demzufolge kann der Streukontrast für beide Fälle, IIIa und IIIb, ab- bzw. zunehmen<br />
bei steigender Röntgenenergie im Absorptionskantenvorbereich. Es gibt auch den Spezialfall<br />
bei dem sich die effektiven Elektronendichten der beiden Phasen parallel verschieben. In diesem<br />
Fall ist der Streukontrast energieunabhängig. Ein solcher denkbarer Fall, wie in Abb. 8.3,<br />
wurde bis jetzt noch nicht experimentell gefunden.<br />
Für die untersuchten Glaskeramiken kann geschlussfolgert werden, dass entweder der Fall Ia<br />
mit IIa oder der Fall IIIa vorliegt. Für eine explizite Quantifizierung, welcher Fall tatsächlich<br />
vorliegt, wird eine quantitative Auswertung der differenziellen Streuquerschnitte benötigt,<br />
insbesondere des energieabhängigen Streukontrastes. Von den XRD-Ergebnissen, welche keine<br />
Cadmiumfluorid Beugungslinien zeigen, und den diskutierten Energieabhängigkeiten kann<br />
gefolgert werden, dass der Fall Ia mit IIa der wahrscheinlichste Fall für die Glaskeramiken ist,<br />
d. h., Blei, Erbium und Ytterbium sind in der Teilchenphase angereichert und das Cadmium<br />
in der Glasmatrixphase.<br />
Die TEM-Aufnahmen implizieren, dass die Glaskeramik ein Zweiphasensystem ist. Während<br />
der quantitativen Auswertung wird das denkbare Dreiphasensystem eines Kern-Hülle-Partikels<br />
in einer Glasmatrix diskutiert, welches sich als nicht plausibel herausstellen wird.<br />
8.2 Quantitative theoretische Beschreibung der<br />
<strong>ASAXS</strong>-Kurven<br />
Ausgangspunkt für eine quantitative Auswertung ist ein theoretisches Modell, das die differenziellen<br />
Streuquerschnitte beschreibt. Ausgehend von Gleichung (2.9) wird ein sogenannter<br />
Formfaktor F (q, R) für die Teilchen benötigt. In Abbildung 8.4 ist ein Ausschnitt der in Abb.<br />
7.16 gezeigten TEM-Aufnahme dargestellt. Die Nanopartikel lassen sich in erster Näherung<br />
durch Rotationsellipsoid-Teilchen approximieren, welche sich vorzugsweise an den spitzen Seiten<br />
berühren oder überlappen. Der Form-Faktor für Rotationsellipsoid-Teilchen ist gegeben<br />
durch [10]<br />
� π/2<br />
F (q, R, ζ) =<br />
Wobei K(ζ, α) wie folgt definiert ist<br />
0<br />
�<br />
sin(qRK(ζ, α)) − qRK(ζ, α) cos(qRK(ζ, α))<br />
3<br />
(qRK(ζ, α)) 3<br />
�2<br />
cos(α)dα. (8.1)<br />
K(ζ, α) =<br />
�<br />
cos(α) 2 + ζ 2 sin(α) 2 . (8.2)<br />
Die Variable R in Gleichung (8.1) beschreibt die beiden gleich großen Achsen eines Rotationsellipsoids,<br />
wohingegen die dritte Achse durch ζ · R definiert ist, d. h., ζ beschreibt das<br />
Verhältnis der unterschiedlichen Achsen eines Rotationsellipsoids. Die Integration in Glei-<br />
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