ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin
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8.5 Quantitative Nanochemische Analyse des Streukontrastes<br />
Phase sind. Die Funktionen fj(E −δEj) in Gleichung (8.27) bezeichnen die energieabhängigen<br />
atomaren Streuamplituden der jeweiligen Komponente j. Der Faktor δEj im Argument gibt<br />
die chemische Verschiebung der Röntgenabsorptionskante des j-ten Elementes in der Probe<br />
relativ zur Energielage der Röntgenabsorptionskante eines freien Atoms derselben Sorte an.<br />
Ausgehend von Gleichung (8.26) muss das wie folgt definierte Chi-Quadrat für die theoretische<br />
Modellierung der berechneten Streukontraste minimiert werden<br />
χ 2 = �<br />
� �2 γ(Ei) − ∆ρ(Ei)exp<br />
. (8.28)<br />
i<br />
δ(Ei)exp<br />
Hierbei bezeichnet ∆ρ(E1)exp die experimentell berechneten Streukontraste (siehe Abb. 8.15),<br />
δ(Ei)exp bezeichnet die dazugehörigen experimentellen Fehler und γ(E) ist die theoretische<br />
Beschreibung des Streukontrastes mittels Gleichung (8.26). Die Funktion γ(E) hängt von einer<br />
Vielzahl von unbekannten sowie bekannten Parametern ab. Die bekannten Parameter sind<br />
Mj, NA sowie die atomaren Streuamplituden fj(...) mit der durch die XANES-Experimente<br />
bestimmten chemischen Verschiebung δEj. Die atomaren Streufaktoren der jeweiligen Komponente<br />
j sind in [21] tabelliert. Die restlichen Parameter sind als unbekannt anzusehen und<br />
können mittels einer nichtlinearen Regression ermittelt werden. Es ist zweckmäßig, eine Vektorschreibweise<br />
für die unbekannten Parameter einzuführen<br />
�ρ = (ρT , ρM) T<br />
�cT = (cT 1, ..., cT 9) T<br />
�cM = (cM1, ..., cM9) T . (8.29)<br />
Mit diesen Definitionen der unbekannten Parameter folgt, dass das Chi-Quadrat folgende<br />
Abhängigkeiten aufweist<br />
χ(�ρ,�cT ,�cM) 2 = �<br />
� �2 γ(Ei, �ρ,�cT ,�cM) − ∆ρ(Ei)exp<br />
. (8.30)<br />
i<br />
δ(Ei)exp<br />
Unter Berücksichtigung von Gleichung (8.30) und (8.26) folgt, dass es 21 unbekannte Parameter<br />
für die theoretische Modellierung der Streukontraste gibt. Bei 24 experimentellen<br />
Streukontrasten ist es nahezu unmöglich, eine reproduzierbare Lösung für das Minimierungsproblem<br />
Gleichung (8.30) zu finden. Aus diesem Grund ist es zwingend notwendig, weitere<br />
Randbedingungen für die unbekannten Parameter einzuführen. In der klassischen Regressionstheorie<br />
wird dieses durch zusätzliche Gleichungen in der Minimierungsroutine umgesetzt (im<br />
Folgenden wird diese Methode als harte Randbedingung bezeichnet). Nachteil dieser harten<br />
Randbedingungen ist, dass die Riemannsche Mannigfaltigkeit der Lösungsmenge stark eingeschränkt<br />
wird, wodurch es sein kann, dass die Regressionsroutine das globale Minimum nicht<br />
finden kann. Des Weiteren setzen harte Randbedingungen voraus, dass die Modellparameter<br />
(sowohl die bekannten als auch die unbekannten) keine Fehler aufweisen.<br />
Für die Implementierung von zusätzlichen Randbedingungen wurde auf das Konzept von<br />
„Penalty“-Funktionen für nichtlineare Regressionen zurückgegriffen [118–121] (im Folgenden<br />
werden diese Bedingungen als weiche Randbedingungrn bezeichnet). Das Konzept der weichen<br />
Randbedingungen ist, dass jede Abweichung von der exakten harten Randbedingung<br />
auf das zu minimierende Chi-Quadrat addiert wird. Durch diesen „Trick“ vergrößert sich<br />
die Riemannsche Mannigfaltigkeit der Lösungsmenge. Des Weiteren werden mögliche Fehler<br />
der Parameter von den Abweichungen mit erfasst. Im Folgenden werden die implementierten<br />
weichen Randbedingungen im Einzelnen vorgestellt.<br />
Die Zusammensetzung der Teilchenphase �cT muss aufsummiert eins ergeben. Für diesen<br />
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