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ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin

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3 Nanoteilchen in anorganischen Gläsern/Glaskeramiken<br />

eines kugelfrörmigen Keims ist ∆GV proportional zur dritten Potenz des Keimradius R<br />

∆GV = κ(T ) · R 3 . (3.6)<br />

Hierbei ist κ(T ) eine temperaturabhängige Proportionalitätskonstante. Der zweite Term in<br />

Gleichung (3.5) entspricht der Energie, die ein Keim aufbringen muss, um gegen die Oberflächenspannung<br />

der umgebenden Phase anzuarbeiten. Der Oberflächenanteil ∆GO ergibt sich<br />

nach folgender Formel<br />

∆GO = 4πR 2 σ. (3.7)<br />

Wobei σ die Oberflächenspannung und R der Keimradius ist. Die freie Enthalpie ∆G durchläuft<br />

ein Maximum ∆G ∗ an der Stelle R ∗<br />

∆G ∗ (T ) = 4π<br />

3 R∗ (T ) 2 σ ≈<br />

1<br />

=<br />

(TS − T ) 2 1<br />

. (3.8)<br />

(∆T ) 2<br />

Der Keimradius R ∗ wird als kritischer Keimradius bezeichnet, d. h., ein gebildeter Keim kann<br />

nur dann wachsen, wenn er größer als R ∗ ist. Kleinere Keime gehen wieder in Lösung. Entscheidend<br />

ist, dass der kritische Keimradius R ∗ von der Unterkühlung ∆T = (TS − T ) der<br />

Schmelze abhängt (TS = Schmelztemperatur). Mit steigender Unterkühlung wird der kritische<br />

Keimradius R ∗ kleiner. Volmer und Weber [72] haben, ausgehend von der thermodynamischen<br />

Betrachtungsweise der Nukleation, einen Ansatz für die Keimbildungsrate (Nukleationsrate)<br />

aufgestellt<br />

�<br />

Nnukl = A exp<br />

− ∆G∗ (T )<br />

kBT<br />

�<br />

. (3.9)<br />

Wobei kB die Boltzmankonstante, T die absolute Temperatur und A eine Konstante sind.<br />

A hängt von den Systemparametern ab. Die Keimbildungsenthalpie ∆G ∗ (T ) ist durch Gleichung<br />

(3.8) gegeben. Unter Berücksichtigung, dass ein Atom für die Diffusion zum Ort der<br />

Keimbildung eine Aktivierungsenergie ∆GD(T ) aufbringen muss, geht der Arrheniusansatz<br />

von Volmer über in<br />

�<br />

Nnukl = A exp<br />

− ∆G∗ (T ) + ∆GD(T )<br />

kBT<br />

�<br />

. (3.10)<br />

Gleichung (3.10) bezieht sich auf den Fall der homogenen Keimbildung. Existieren im System<br />

bereits Fremdkeime kann die Nukleation deutlich erleichtert werden. Dieser Fall wird als heterogene<br />

Keimbildung bezeichnet. Die Keimbildungsenthalpie ∆G ∗ (T ) ist für die heterogene<br />

Keimbildung kleiner im Vergleich zur homogenen Keimbildung. Nach der Keimbildung setzt<br />

das Keimwachstum ein, dieses kann in zwei Stadien unterteilt werden. Die erste Wachstumsphase<br />

bezeichnet diffusionskontrolliertes Wachstum der Keime. In dieser Phase diffundieren<br />

einzelne Atome, infolge eines Konzentrationsgradienten, zu den bereits bestehenden Keimen<br />

und lagern sich dort an, wodurch diese größer werden und die Übersättigung der umgebenden<br />

Glasphase abnimmt. Eine detaillierte Beschreibung der Wachstumsgesetze wird von Zener<br />

geben [73]. Die zweite Wachstumsphase setzt ein, wenn es zu einer Verarmung an Atomen in<br />

der näheren Umgebung der Kristallite kommt, wodurch ein diffusionskontrolliertes Wachstum<br />

nicht mehr stattfinden kann. In dieser Wachstumsphase kommt es zu konkurrierendem Wachstum,<br />

d. h., große Kristallite wachsen auf Kosten der kleinen Kristallite, die in Lösung gehen.<br />

Dieses Wachstum wird als Ostwaldreifung bezeichnet. Die Theorie dieser Vergröberung wurde<br />

von Lifshitz, Slyozov und Wagner (LSW-Theorie) entwickelt [74, 75]. Ein wichtiges Ergebnis<br />

der LSW-Theorie ist, dass die Größe der Kristallite einer asymmetrischen Radienverteilung<br />

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