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ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin

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4 Zusätzliche Charakterisierungsmethoden<br />

Das Auflösungsvermögen δ (der kleinste Abstand zwischen zwei Punkten der aufgelöst werden<br />

kann) ist durch das klassische Rayleighkriterium limitiert<br />

δ = 0.61λ<br />

. (4.3)<br />

n sin(β)<br />

λ ist die Wellenlänge der verwendeten Strahlung, n ist der Brechungsindex der Objektivlinse<br />

und β ist der halbe Öffnungswinkel des Objektivs. Der Nenner in Gleichung (4.3) wird als<br />

numerische Apertur des Objektivs bezeichnet. Das Auflösungsvermögen für ein Lichtmikroskop<br />

mit einer Wellenlänge von 550 nm ist näherungsweise 300 nm. Dieses entspricht etwa<br />

dem Durchmesser von 1000 Atomen. Ernst Abbe hat um 1900 folgendes Statement über die<br />

Grenzen des Auflösungsvermögens von Mikroskopen gegeben: „it is poor comfort to hope that<br />

human ingenuity will find ways and means of overcoming this limit“. Ein Ziel von Abbe war<br />

es, atomare Strukturen abzubilden. Erst mit dem Aufkommen der Quantenmechanik Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts und der Einführung der de Broglie-Wellenlänge für Materie von Louis de<br />

Broglie 1 schien es möglich das Auflösungsvermögen zu verbessern. Die de Broglie-Wellenlänge<br />

von Elektronen kann durch die kinetische Energie E variiert werden<br />

λ ≈ 1.22<br />

√ E . (4.4)<br />

Die Näherung in Gleichung (4.4) gilt für kinetische Energien unterhalb der Ruheenergie eines<br />

Elektrons (0.511 MeV), anderenfalls müssen relativistische Effekte berücksichtigt werden. Für<br />

kinetische Energien E von mehreren Tausend Elektronenvolt sollte das Auflösungsvermögen<br />

deutlich unterhalb des Durchmessers eines Atoms liegen [87]. Ernst Ruska und Max Knoll<br />

gelang es, in den 1930er Jahren Elektronenstrahlen mit Hilfe von elektromagnetischen Linsen<br />

zu fokussieren. Dies stellt den Anfang der Entwicklung der Elektronenmikroskopie dar. Im<br />

folgenden Abschnitt werden kurz die fundamentalen Grundlagen der Transmissionselektronenmikroskopie<br />

(transmission electron microscopy; TEM) erläutert.<br />

4.2.1 Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)<br />

Beschleunigte Primärelektronen können auf unterschiedlichste Weise mit den Atomen einer<br />

Probe interagieren. Wenn die zu untersuchende Probe dünn ist, wenige Nanometer, können<br />

die Primärelektronen die Probe durchdringen und in Vorwärtsrichtung gestreut werden (Abb.<br />

4.5). Bei diesem Prozess wird zwischen elastisch und inelastisch gestreuten Elektronen unterschieden.<br />

Erstere entstehen durch Wechselwirkung der Elektronen mit den positiv geladenen<br />

Atomkernen. Hierbei kommt es zur kohärenten elastischen Streuung bei relativ kleinen Winkeln<br />

(1-10 ◦ ) und zur inkohärenten elastischen Streuung bei größeren Winkeln (> 10 ◦ ). Die<br />

inelastisch gestreuten Elektronen beruhen auf der Wechselwirkung der Primärelektronen mit<br />

den Elektronen der Probe. Die resultierenden Streuwinkel sind in der Regel sehr klein (< 1 ◦ ).<br />

Die vorwärtsgestreuten Elektronen können mit fotoempfindlichen Platten oder mit geeigneten<br />

Kameras aufgezeichnet werden, wodurch ein Abbild der lokalen Struktur der Probe sichtbar<br />

wird. Für die Interpretation von TEM-Aufnahmen ist der Streukontrast von wichtiger Bedeutung.<br />

Es wird hierbei zwischen dem Streuabsorptionskontrast und dem Beugungskontrast<br />

unterschieden.<br />

Der Streuabsorptionskontrast hängt von verschiedenen lokalen Parametern der Probe ab,<br />

die Probendicke, die Probendichte und von der Ordnungszahl der untersuchten Elemente. Je<br />

höher die Ordnungszahl ist, desto großer werden die Streuwinkel. Die Probendicke und -dichte<br />

hingegen haben Einfluss auf die Streuintensität, d. h. die Anzahl der gestreuten Elektronen.<br />

1 Nobelpreis in Physik 1929<br />

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