ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin
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3 Nanoteilchen in anorganischen Gläsern/Glaskeramiken<br />
und 1933 von B. E. Warren [48] durch röntgenographische Untersuchungen bestätigt wurde.<br />
Zachariasen formulierte Kriterien für die Bildung von Oxidgläsern:<br />
1. Das Anion (O) ist mit maximal zwei Atomen A verbunden.<br />
2. Die Anzahl der Anionen, die das Atom A umgeben, muss klein sein.<br />
3. Die gebildeten Sauerstoff-Polyeder teilen die Ecken miteinander und nicht die Kanten<br />
und Flächen.<br />
4. Mindestens drei Ecken der Sauerstoff-Polyeder müssen geteilt werden.<br />
Es existieren experimentell gewonnene Erkenntnisse, dass das Kriterium 1 nur von Polyedern<br />
der Koordinationszahl (KZ) 3 (Plandreieck) oder 4 (Tetraeder) erfüllt werden kann<br />
[47]. Ein Beispiel für KZ 3 bildet das B2O3-Glas. SiO2-Gläser haben eine KZ von 4, d.h.,<br />
[SiO4]-Tetraeder bilden das Grundgerüst. Implizit beinhalten die Zachariasen Kriterien die<br />
Aussage, dass die Energie des amorphen Zustandes nährungsweise gleich der Energie des zugehörigen<br />
kristallinen Zustandes ist. Abbildung 3.1 illustriert die Verknüpfungsmöglichkeiten<br />
von [SiO4]-Tetraeder in der kristallinen und amorphen Phase.<br />
Abbildung 3.1: [SiO4]-Tetraeder Verknüpfung in der kristallinen Phase (a) und der amorphen<br />
Glasphase (b). Die Diagramme sind aus Zachariasens Originalarbeit: „The<br />
atomic arrangement in glass“ [47]. (c) Einbau von Natriumoxid Na2O durch<br />
Sauerstoffbrückensprengung nach Zachariasen und Warren.<br />
Große Kationen (Na + , Ca 2+ , ...) werden in das Grundnetzwerk eingebaut, indem es zu Sauerstoffbrückensprengung<br />
kommt. Dabei wird das Anion, welches mit dem Kation eingeführt<br />
wurde, die freie Ecke eines der beiden getrennten Polyeder einnehmen und es entsteht ein vergrößerter<br />
Hohlraum im Netzwerk, in dem das Kation Platz findet. Es wird davon ausgegangen,<br />
dass sich die großen Kationen zufällig und homogen verteilt in das Netzwerk einbauen. Abbildung<br />
3.1 zeigt die Anordnung der Atome in einem Natriumsilicatglas nach den Zachariasen<br />
Kriterien.<br />
Es ist bemerkenswert, dass die Zachariasen Kriterien, mehr als 70 Jahre nach ihrer Einführung,<br />
noch immer Ausgangspunkt der meisten neueren Theorien bilden. Cooper hat dieses<br />
1982 eindrucksvoll in einer Veröffentlichung formuliert [49]: „Zachariasen - the melody lingers<br />
on“.<br />
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