ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin
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2.2 Anomale Röntgenkleinwinkelstreuung<br />
Streuquerschnitte in Abhängigkeit von der Röntgenenergie zeigen, dass sich diese für Energien<br />
in der Nähe von Röntgenabsorptionskanten der Elemente unterscheiden. Der Ursprung dieser<br />
Änderung des differenziellen Streuquerschnitts dσ/dΩ(q, E) ist die Energieabhängigkeit des<br />
Streuvermögens eines Atoms in der Nähe von Absorptionskanten der jeweiligen Atomsorte. Die<br />
Durchführung von SAXS-Messungen mit verschiedenen Röntgenenergien im Energiebereich<br />
von Absorptionskanten wird als anomale Röntgenkleinwinkelstreuung (anomalous small-angle<br />
X-ray scattering; <strong>ASAXS</strong>) bezeichnet. Das Streuvermögen eines Atoms lässt sich durch die<br />
atomare Streuamplitude f(E) beschreiben [20]<br />
f(E) = f0 + f ′ (E) + if ′′ (E). (2.10)<br />
Im Kleinwinkelbereich entspricht f0 der Ordnungszahl Z des jeweiligen Elements. Der energieabhängige<br />
Term f ′′ (E) kann mittels eines optischen Theorems aus der Absorption µ(E)<br />
berechnet werden<br />
f ′′ (E) = 1<br />
2r0<br />
Aeff<br />
µ(E). (2.11)<br />
NAρmac NA ist die Avogadrokonstante, r0 der Thomsonradius, Aeff das effektive Atomgewicht der<br />
Probe und ρ mac die makroskopische Dichte. Der zweite energieabhängige Term f ′ (E) ist mit<br />
f ′′ (E) über die Kramers-Kronig-Relation verknüpft [20]<br />
f ′ (E) = 2<br />
� ∞<br />
π 0<br />
ɛf ′′ (ɛ)<br />
E2 dɛ. (2.12)<br />
− ɛ2 Die beiden energieabhängigen Terme sind für freie Atome quantenmechanisch berechnet und<br />
tabelliert worden [21]. Der differenzielle Streuquerschnitt dσ/dΩ(q, E) für ein Zweiphasensystem<br />
ist proportional zum Quadrat der Elektronendichtedifferenz (∆ρ(E)) 2 zwischen den<br />
beiden Phasen<br />
dσ<br />
dΩ (q, E) ∝ (∆ρ(E))2 = (ηT (E) − ηM(E))(ηT (E) − ηM(E)) ∗ . (2.13)<br />
Hierbei sind ηT (E) und ηM(E) die Elektronendichten der Teilchenphase (T ) bzw. der umgebenden<br />
Phase (M). Die effektive Elektronendichte einer Phase i kann bei bekannter Phasenzusammensetzung<br />
und makroskopischer Dichte berechnet werden<br />
Wobei ρ mac<br />
i<br />
ηi(E) = ρ mac<br />
i<br />
· NA · � fj(E) · cj<br />
. (2.14)<br />
j<br />
die makroskopische Dichte g/cm 3 der Phase i, NA die Avogadrokonstante, j<br />
der Laufindex für die verschiedenen Elemente der Phase (z. B.: O, Si, Cd, Pb, ...), Mj das<br />
Molekulargewicht und cj der Molenbruch der Komponente j sind. Die lineare Korrelation der<br />
Elektronendichte mit der atomaren Streuamplitude wird bei <strong>ASAXS</strong> ausgenutzt. Gleichung<br />
(2.14) wird die Grundlage für die in dieser Arbeit entwickelten Auswertemethode für <strong>ASAXS</strong>-<br />
Experimente bilden.<br />
Abbildung 2.3 zeigt den prinzipiellen Verlauf der atomaren Streuamplitude im Röntgenenergiebereich,<br />
der durch Gleichung (2.10) beschrieben wird (obere Abbildung). Die beiden<br />
dargestellten Kurven entsprechen zwei verschiedenen Atomsorten A und B. Es ist eine deutliche<br />
Abnahme des atomaren Streuvermögens für Energien in der Nähe der jeweiligen Röntgenabsorptionskante<br />
festzustellen. Des Weiteren wird in Abbildung 2.3 der Einfluss der Energieabhängigkeit<br />
von f(E) auf den Streukontrast schematisch dargestellt. Es wird dabei von<br />
einem Zweiphasensystem ausgegangen, wobei die Teilchenphase aus Atomen der Sorte B und<br />
die Umgebung (Matrix) aus Atomen der Sorte A bestehen. Weiterhin wurde angenommen,<br />
Mj<br />
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