ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin
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9 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden zwei Hauptergebnisse erzielt. Es wurde eine neue<br />
Auswertemethodik für anomale Röntgenkleinwinkelstreuung zur nanochemischen Zusammensetzungsanalyse<br />
für Zweiphasensysteme entwickelt. Des Weiteren wurde eine nanochemische<br />
Zusammensetzungsanalyse mit der entwickelten Methode einer Oxyfluorid-Glaskeramik erfolgreich<br />
durchgeführt.<br />
Neue <strong>ASAXS</strong>-Auswertemethode<br />
Die entwickelte Auswertemethode für <strong>ASAXS</strong>-Experimente an einem Zweiphasensystem<br />
(beispielsweise Nanoteilchen in einer Flüssigkeit) liefert die gemittelte Nanostruktur und die<br />
Zusammensetzungen der beiden Phasen des Systems. Die Methode basiert auf einem Zweistufenkonzept.<br />
In einem ersten Schritt werden die experimentellen Streukurven mit einer theoretischen Modellstreukurve<br />
angeglichen. Hierbei wird das Konzept einer simultanen nichtlinearen Regression<br />
angewendet, d.h., es werden mehrere Streukurven simultan angeglichen, wobei bestimmte<br />
Modellparameter für alle Kurven exakt gleich sind. Es wird gezeigt, dass diese Option die<br />
Anzahl der zu bestimmenden freien Modellparameter für alle Streukurven um mehr als 50 %<br />
reduziert. Im Rahmen der Arbeit wurde ein Programm in Matlab [100] entwickelt, welches die<br />
simultane nichtlineare Regression durchführt. Weiterhin wird der Einfluss der implementierten<br />
numerischen Algorithmen auf die Ergebnisse der nichtlinearen Regression diskutiert. Es wird<br />
gezeigt, dass das Konvergenzkriterium für die numerische Berechnung eines Doppelintegrals<br />
der theoretischen Modellstreukurve einen starken Einfluss auf die Ergebnisse der Regression<br />
hat.<br />
In einem zweiten Schritt der Auswertemethodik werden die im ersten Schritt erhaltenen<br />
energieabhängigen Streukontraste quantitativ analysiert, mit dem Ziel die Zusammensetzung<br />
der beiden Phasen des Systems zu extrahieren (nanochemische Zusammensetzungsanalyse).<br />
Für diesen Zweck wurde eine Regressionsroutine in Mathematica [122] entwickelt, welche zusätzliche<br />
Randbedingen der freien Parameter während der Regression berücksichtigt. Ist es<br />
nicht möglich, eine physikalisch-chemisch akzeptable Lösung für die Zusammensetzung der<br />
Phasen zu ermitteln, ist das angenommene theoretische Strukturmodell im ersten Auswerteschritt<br />
als falsch anzunehmen, d.h., die beiden separaten Auswerteschritte wechselwirken<br />
miteinander, wodurch es möglich ist, Strukturmodelle auszuschließen bzw. zu bestätigen.<br />
Nanochemische Zusammensetzungsanalyse einer Oxyfluorid-Glaskeramik<br />
Die Anwendung der entwickelten Auswertemethodik zur nanochemischen Zusammensetzungsanalyse<br />
mittels <strong>ASAXS</strong> auf eine Oxyfluorid-Glaskeramik liefert sowohl die gemittelte<br />
Zusammensetzung der kristallinen Nanopartikel als auch die Zusammensetzung der amorphen<br />
Glasmatrix. Die Nanostruktur der untersuchten getemperten Glaskeramik (bei 405 ◦ C<br />
für 30 Minuten) lässt sich durch Rotationsellipsoide mit einer Dimension von 17.7 ± 3.9 nm<br />
und 6.4 ± 1.4 nm für die beiden Achsen beschreiben. Eine Antwort auf die Frage, ob es sich<br />
hier um ein abgeplattetes (oblates) oder ein verlängertes (prolates) Rotationsellipsoid handelt,<br />
kann nicht eindeutig aus den durchgeführten Experimenten ermittelt werden. In der vorlie-<br />
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