ASAXS - Helmholtz-Zentrum Berlin
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1 Einführung<br />
1.1 Einleitung<br />
Glas und Glaskeramiken spielen in vielen Bereichen des täglichen Lebens sowie in der Industrie<br />
eine wichtige Rolle. Je nach Anwendungsbereich müssen diese unterschiedliche Anforderungen<br />
erfüllen. Beispielsweise sollen Fenstergläser isolieren und dennoch transparent sein. Kaminofenfenster<br />
oder Glasgeschirr müssen eine hohe Temperaturwechselbeständigkeit aufweisen.<br />
Die Eigenschaften von Gläsern und Glaskeramiken werden von der Glaszusammensetzung<br />
und von den oft in ihnen vorkommenden Phasen im Nanometerbereich definiert. Die Entstehung<br />
dieser Nanoheterogenitäten wird durch die Neigung eines Glassystems zur Entmischung<br />
und Kristallisation beeinflusst. Eine Möglichkeit zur Steuerung dieser Entmischungs- und<br />
Kristallisationsvorgänge ist eine gezielte Temperaturbehandlung des Glassystems. Bilden sich<br />
kristalline Phasen in einem Glassystem aus, handelt es sich um eine Glaskeramik. Sollten die<br />
Entmischungen amorph bleiben, handelt es sich weiterhin um ein Glas. Für die Weiterentwicklung<br />
von Gläsern und Glaskeramiken spielt demzufolge die Erkenntnis über die Nanostruktur<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Zur Untersuchung von Nanophasen bietet sich neben der abbildenden Methode der Elektronenmikroskopie<br />
die Röntgenkleinwinkelstreuung an. Die Röntgenkleinwinkelstreuung (small<br />
angle X-ray scattering; SAXS) gehört zur Gruppe der integralen analytischen Methoden, mit<br />
ihr ist es möglich, Objekte im Größenbereich von ungefähr 1-200 nm zu untersuchen. Vorteil<br />
gegenüber den lokalen Methoden (beispielsweise der Elektronenmikroskopie) ist, dass über<br />
eine Vielzahl von Objekten gemittelt wird (typischerweise mehr als 1 × 10 14 Objekte). Die<br />
SAXS-Methode kann Informationen über die Form, Anzahl und Größenverteilung der Objekte<br />
liefern. Im Fall von dicht gepackten Systemen ist es zusätzlich möglich, Informationen über<br />
die interpartikuläre Wechselwirkung der Objekte zu extrahieren.<br />
Nicht nur Form und Größe von Objekten definieren die Eigenschaften von Materialien,<br />
sondern auch die Zusammensetzung der einzelnen Phasen. Die Bestimmung der Zusammensetzung<br />
von einzelnen Phasen kann mit der lokalen zerstörungsfreien Methode der energiedispersiven<br />
Röntgenspektroskopie (energy dispersive X-ray spectroscopy; EDX) durchgeführt<br />
werden. Ein Vorteil der EDX-Methode ist, dass die Auswertung und Interpretation der EDX-<br />
Spektren einfach und schnell durchgeführt werden kann. Arbeiten von Dantelle et al. [1, 2] und<br />
Kukkonen et al. [3] zeigen, dass die EDX-Methode bei sehr kleinen Objekten im Nanometerbereich<br />
nur eingeschränkt angewendet werden kann. Es ist nicht auszuschließen, dass mit EDX<br />
beide Phasen (Nanopartikel und Umgebung) simultan hinsichtlich der Zusammensetzung analysiert<br />
werden. Dieser Effekt verstärkt sich mit abnehmender Größe der zu untersuchenden<br />
Phasen des Probensystems. Des Weiteren ist die Schlussfolgerung auf eine gemittelte Aussage<br />
für die gesamte Probe, ausgehend von einer lokalen EDX-Untersuchung, aus Sicht der<br />
Statistik problematisch.<br />
Die einzige integrale zerstörungsfreie Methode zur Bestimmung von Phasenzusammensetzungen<br />
stellt die anomale Röntgenkleinwinkelstreuung (anomalous small angel X-ray scattering;<br />
<strong>ASAXS</strong>) dar. Hierbei wird die anomale Dispersion der atomaren Streuamplitude eines<br />
Elementes in der Nähe seiner Röntgenabsorptionskante gezielt ausgenutzt: der Streukontrast<br />
wird verändert, um Aussagen über einzelne Elemente zu erlangen. Diese Technik der Kontrastvariation<br />
definiert im Zusammenhang mit einer hier neu entwickelten Auswertemethode<br />
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