12 Jahre Ostzusammenarbeit - Evaluation 2003/4 - Band 2 - DEZA
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4.3.4 Das seco-Projekt Naryn<br />
4.3.4.1 Relevanz und Zielorientierung<br />
Das von dem seco finanzierte Naryn Projekt basiert auf einem Abkommen der Schweiz mit<br />
Kirgisistan von 1996, in dem sich die Schweiz verpflichtet, innerhalb des von der Weltbank<br />
konzipierten und durchgeführten landesweiten Energierehabilitierungsprojektes zur Wiederherstellung<br />
des Elektrizitätsnetzwerks in der Naryn Region beizutragen. Die zwei ersten<br />
Phasen des Naryn Projektes sind inzwischen erfolgreich abgeschlossen, für die dritte Phase<br />
wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Mittel für die dritte Phase (7,6 Millionen CHF)<br />
sind bereits im Prinzip zugesagt, obgleich noch Unstimmigkeit zwischen seco und der kirgisischen<br />
Regierung bezüglich des Investitionsobjektes besteht. Die Regierung sieht die Rehabilitierung<br />
drei weiterer Substationen als Priorität, seco dagegen möchte sich auf Ausrüstung<br />
und institutionelle Unterstützung beschränken.<br />
Mit dem Projekt bezweckt das seco die Energieversorgung in einer armen Region des Landes<br />
zu verbessern und damit die Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung der<br />
Region zu schaffen, dies letztlich auch mit Blick auf die Armutsbekämpfung.<br />
Die in diesem Zusammenhang Befragten sprechen dem Naryn Projekt einhellig eine grosse<br />
Relevanz zu. Das ist einleuchtend, da die nachhaltige Stromversorgung in einem Land, in<br />
dem die zentrale Energieversorgung jahrzehntelang gesichert war, von ganz besonderer Bedeutung<br />
ist. Es ist deshalb ebenso verständlich, dass die Bretton Woods Institutionen bereits<br />
im Frühstadium ihres Engagements in Kirgisistan die Rehabilitierung des Energiesektors, der<br />
in allen GUS Ländern nach der Unabhängigkeit rasch in Verfall geriet, als eine wichtige Priorität<br />
des Transitionsprozesses in ihren Finanzierungs- und Aktionsplan aufnahmen. Die Prioritäten<br />
der WB und der ADB, die vorrangig den Wiederaufbau des Energiesektors in Kirgisistan<br />
finanzieren, richten sich dabei auf die technische Rehabilitierung des Verteilernetzwerks,<br />
die institutionelle Modernisierung und Liberalisierung des zentralstaatlichen Energieversorgungssystems<br />
und die nachhaltige Finanzierung des Energiesektors. Das Primärinteresse<br />
der Bretton Woods Institutionen im Energiesektor gilt allerdings offensichtlich dem<br />
Bemühen, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes mit marktwirtschaftlicher Orientierung<br />
möglichst schnell voranzutreiben. Soziale Aspekte scheinen dabei eine untergeordnete Rolle<br />
zu spielen. In diesem Zusammenhang sollte die Schweizer Co-Finanzierung des Weltbank-<br />
Energiepaketes zumindest Anlass zum Nachdenken geben.<br />
Die Frage der Zielorientierung von und des Projektstandortes für Naryn wird ebenfalls von<br />
den meisten Befragten als sehr positiv bewertet. Naryn ist eine wirtschaftlich recht isolierte<br />
Region, die vor der Sowjetära von nomadisierenden Hirtenfamilien dominiert war. Unter dem<br />
Sowjetregime wurde die nomadisierende Bevölkerung weitgehend sesshaft gemacht. Private<br />
Viehbestände gingen in Staatsbesitz und Kolchosebewirtschaftung über. Nach der Unabhängigkeit<br />
wurden die Viehbestände privatisiert. Die vormals gewaltigen Schafbestände in<br />
der Naryn Region schrumpften nach der Privatisierung schnell in sich zusammen, da die Tiere<br />
schon bald der verarmten Landbevölkerung mangels Alternativen als Hauptnahrungsquelle<br />
dienten. Dass die Stromversorgung dieser Randgruppen, der Stadt Naryn und einer in der<br />
Region ansässigen Goldgrube einen besonders hohen Stellenwert hat, ist verständlich. Das<br />
wird auch von dem Schweizer Evaluierungsteam des Narynprojektes (Phasen I und II) bestätigt<br />
(wichtiger Beitrag zur städtischen Stromversorgung und zur Versorgung der Goldgrube).<br />
Ausserdem wurde laut Evaluierungsbericht durch das Naryn Projekt die Stromversorgung<br />
des von der Schweiz in Naryn aufgebauten Hospitals und die Stromversorgung lokaler Behörden<br />
und der Universität sichergestellt. Der Evaluierungsbericht macht jedoch keine Aussage<br />
darüber, ob das Projekt zur nachhaltigen Stromversorgung der armen Landbevölkerung<br />
in der Region beigetragen hat.<br />
seco’s Rechtfertigung für eine dritte Phase stützt sich vornehmlich darauf, dass der kirgisische<br />
Partner seinen aus Phase I und II erwachsenen Zahlungsverpflichtungen termingerecht<br />
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