12 Jahre Ostzusammenarbeit - Evaluation 2003/4 - Band 2 - DEZA
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tarifären Grenzen sind für eine positive politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung<br />
wichtig.<br />
GUS-7: Mit der dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den 90er<br />
<strong>Jahre</strong>n wurden sich diese Länder der Armutsproblematik bewusst. Einige haben der Ausarbeitung<br />
von Armutsbekämpfungsprogrammen politische Priorität eingeräumt (Kirgisistan und<br />
Tadschikistan). Die nun vorliegenden Armutsreduktionsstrategien (PRSPs), welche eine<br />
Umverteilung zugunsten der Armen über wirtschaftliches Wachstum erzielen wollen, sind<br />
wichtige Instrumente des gesellschaftlichen Dialogs. Aufgrund der offenen Zielsysteme und<br />
unterschiedlichen Prioritäten stellen diese jedoch keine ausreichende Grundlage zur Neu-<br />
Ausrichtung des Schweizer Programms dar. Die Armutsproblematik und Gouvernanzfragen<br />
sind bereits zentrale Anliegen der beiden <strong>DEZA</strong>-seco Regionalprogramme in Zentralasien<br />
und im Südkaukasus.<br />
Rest-GUS: Die Ausrichtung der <strong>DEZA</strong> Projekte in diesen grossen Ländern ist schwieriger,<br />
weil klare politische Vorgaben fehlen. In der Ukraine und Russland hat die Schweiz Schwerpunktprogramme<br />
in den Bereichen Gouvernanz, Menschenrechte und Gesundheitswesen,<br />
welche sich an thematischen Zielen orientieren. In den anderen Ländern sind nur punktuelle<br />
Massnahmen in der Umsetzung.<br />
Die nationalen Zielsetzungen, sofern diese den EU-Beitritt betreffen, können als weitgehender<br />
gesellschaftlicher Konsens aufgefasst werden (vgl. auch die kürzlich erfolgreich verlaufenen<br />
Volksabstimmungen in den EU-Kandidatenländern). Die anderen Zielsetzungen, zum<br />
Beispiel diejenigen der GUS-7 Staaten (Zentralasien und südlicher Kaukasus) im Armutsbereich<br />
sind gesellschaftlich weit weniger verankert. Die grosse Bedeutung des Sektors „Gouvernanz/Demokratie“<br />
bei der OZA widerspiegelt vorab die Prioritäten und Anliegen der <strong>DEZA</strong><br />
und der Schweiz und nicht notwendigerweise die nationalen Prioritäten der Empfängerländer.<br />
Diese Art von Konditionalität ist bezüglich der Einhaltung der Menschenrechte auch explizit<br />
im Bundesbeschluss von 1995 verankert. Die <strong>DEZA</strong>-Unterstützung von Aktivitäten in<br />
den Bereichen Gouvernanz, Umwelt und soziale Sicherheit entspricht manchmal nicht den<br />
politischen Prioritäten der Regierung des Partnerlandes. Die Forderung, wonach die Arbeit<br />
der OZA an den Prioritäten der Partnerländer zu orientieren sei, ist eine oft berechtigte, aber<br />
nicht in jedem Fall sinnvolle Maxime. Nationale Prioritäten sind abhängig von jeweils herrschenden<br />
Parteien oder Systemen (Autokratie, Demokratie), die unter Umständen Ziele verfolgen<br />
und Werthaltungen vertreten, welche nicht mit denjenigen der Schweiz deckungsgleich<br />
sein müssen.<br />
So hat bei EU-Beitrittskandidaten auf der nationalen Ebene die Anpassung der Gesetzgebung<br />
an das EU-Regelwerk Priorität. Die Förderung von Demokratie und Partizipation auf<br />
regionaler und lokaler Ebene wird aus nationaler Sicht bestenfalls als komplementär angesehen<br />
(Bulgarien). In eher autokratischen Ländern werden <strong>DEZA</strong>-Aktivitäten im Bereich<br />
Gouvernanz und Stärkung der Partizipation von Bürgern und Behörden eher toleriert als aktiv<br />
unterstützt. Wichtiges Ziel solcher Projekte ist es, Reformprozesse zu unterstützen und<br />
Einstellungsveränderungen bei Regierung, Verwaltung und der breiten Bevölkerung zu fördern.<br />
Ein Vorhaben, das oft auf der Zusammenarbeit mit einer reformwilligen Minderheit basiert.<br />
Nebst diesen nationalen und <strong>DEZA</strong> bezogenen Prioritäten spielen bei der Projektidentifikation<br />
und Zielfindung auch noch die „ownership“ eines Landes/Partners, bisherige Resultate,<br />
relevante mittel- und langfristige Sektorstrategien und das Interesse an einer Partnerschaft<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Folgerungen<br />
Ø Die Rolle nationaler Zielsetzungen als Grundlage für die Landesprogramme und Programmorientierung<br />
ist wichtig und muss periodisch überprüft und angepasst werden. Neben<br />
den jeweiligen nationalen Zielsetzungen sollen weiterhin die in den schweizerischen<br />
Bundesbeschlüssen enthaltenen Zielorientierungen und Grundsätze handlungsleitend<br />
bleiben.<br />
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