12 Jahre Ostzusammenarbeit - Evaluation 2003/4 - Band 2 - DEZA
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Ø In der <strong>Evaluation</strong> des Landesprogramms mit der Tschechischen Republik finden sich<br />
auch weitergehende Aussagen zur ’gebundenen Hilfe’. U.a. wurde festgestellt, dass das<br />
Prinzip der ’gebundenen Hilfe’ vom seco tatsächlich umgesetzt wurde, dass aber dort, wo<br />
Schweizer Produkte international wettbewerbsfähig sind, deren Förderung kaum der Bedingung<br />
der ‘gebundenen Hilfe‘ bedarf, weil es in solchen Fällen über die Projekte hinaus<br />
zu weiteren Lieferungen kam. Wo aber die internationale Wettbewerbsfähigkeit eher in<br />
Frage stand, führte die Bindung durch die ‘gebundene Hilfe‘ zwar zur Berücksichtigung<br />
der Schweizer Produkte. Folgeaufträge blieben aber eher aus (selbst bei Ersatzteilen,<br />
was auch die Nachhaltigkeit dieser Projekte minderte), weil die Produkte einfach zu teuer<br />
sind. Die Einschätzung der Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Produkte durch die ehemaligen<br />
Projektpartner bestätigte dieses Bild.<br />
Ø In den letzten <strong>Jahre</strong>n wurde die Erfahrung mit der ’gebundenen Hilfe’ auch seco-intern<br />
zunehmend kritisch beurteilt und eine Optimierung und flexiblere Verwendung gesucht.<br />
Zitate zum Prinzip der ‘gebundenen Hilfe‘ (Quelle: Externe <strong>Evaluation</strong>en [EE])<br />
„In jenen Bereichen, wo die Schweiz wirklich über komparative Vorteile verfügt, war die Gebunde nheit<br />
der Hilfe nicht ausschlaggebend für die Wahl von Produkten s chweizerischer Herkunft. Die<br />
schweizerischen Produkte wären so oder so erste Wahl der tschechischen Partner gewesen. Die<br />
Nachhaltigkeit der Projekte war nicht in Frage gestellt.“<br />
„In 3 von 6 Projekten waren allerdings die komparativen Vorteile fragli ch. Der Ersatz durch kostengünstigere<br />
Produkte anderer Herkunft erschien wahrscheinlich, und die entsprechenden schweiz erischen<br />
Lieferfirmen verzeichneten auch keine Folgeaufträge.“<br />
„Mit Blick auf das Ziel der Förderung des wirtschaftlichen Wandels ( im Partnerland) erwies sich die<br />
Auflage der gebundenen Hilfe teilweise als Hemmnis.“<br />
„Eine Flexibilisierung des Prinzips der gebundenen Hilfe wird empfohlen. Eine mögliche Form der<br />
Flexibilisierung könnte darin bestehen, dass ein Teil der Hilfe (beis pielsweise 25%) nicht mehr an<br />
die Bedingung der schweizerischen Herkunft der Produkte geknüpft wird und zielorientiert der Fö rderung<br />
der Wirtschaft des Partnerlandes zur Verfügung steht. Eine andere Form der Flexibilisi erung<br />
könnte darin bestehen, dass nur noch das Engineering schweizerischer Herkunft sein muss,<br />
während die Produkte soweit wie möglich aus dem Empfängerland stammen sollten; dies könnte<br />
sich allenfalls positiv auf die Förderung von Kooperationen zwischen Firmen auswirken.“<br />
(c) Zur Evolution des Ansatzes und Sektoranalyse (vgl. auch Zitate im untenstehenden Kasten)<br />
Insbesondere in den Anfangsjahren stand die Lieferung technischer Komponenten klar im<br />
Vordergrund der zahlreichen, weitgehend punktuell definierten Finanzhilfeprojekte des seco.<br />
Sie beinhalteten aber stets auch gewisse Ausbildungskomponenten, namentlich für die<br />
Handhabung der gelieferten Geräte und Ausrüstungen. Aus heutiger Sicht werden daher viele<br />
der frühen Projekte als zu einseitig technisch und zu punktuell (ohne kohärenten Beitrag<br />
zu einer eigentlichen Sektorpolitik) beurteilt. Dies kommt auch in den der Bilanzierung zur<br />
Verfügung stehenden Unterlagen klar zum Ausdruck und entspricht auch der Selbstbeurteilung<br />
durch das seco.<br />
Aufgrund der Erfolgskontrollen und Schlussnotizen wird auch ersichtlich, dass viele Projekte<br />
Probleme mit der Nachhaltigkeit zeigten, insbesondere in finanziellen Aspekten. Parallel dazu<br />
wird erwähnt, dass die Partnerländer ihrerseits natürlich oft darauf erpicht waren, Geräte<br />
und Ausrüstungen neuester Technologie zu erhalten, andererseits aber oft eher verschlossen<br />
waren gegenüber Projekten mit starken Ausbildungskomponenten insbesondere in Management<br />
und Policy-Bereichen.<br />
Der Ansatz der Finanzhilfe wurde insbesondere in den letzten <strong>Jahre</strong>n wesentlich erweitert.<br />
Dies wird auch in der seco-Strategie 2006 reflektiert. In der heutigen Auffassung ist der Beitrag<br />
zum politischen Dialog eine Projekt-Vorgabe. Die Anforderungen an die Projektansätze<br />
sind damit komplexer geworden.<br />
Die seco-Studie zu drei Katasterprojekten 5 präsentiert umfassende Erkenntnisse, die sinngemäss<br />
für alle anderen Sektoren und für das Instrumentarium der Finanzhilfe gelten: Wäh-<br />
5 Swiss Financial Assistance to Russia, Hungary, and Colombia: Sectoral cross-country and post-project evaluation of three<br />
projects in the cadastre / land reform sector, <strong>2003</strong>, Know Edge Ltd.<br />
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