12 Jahre Ostzusammenarbeit - Evaluation 2003/4 - Band 2 - DEZA
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fachlichen Partnern in der Schweiz, dem „Institute of Market Ecology“ (IMO) und dem „Research<br />
Institute of Organic Agriculture“ (FiBL) zusammen.<br />
Relevanz und Zielorientierung<br />
Ein wesentliches Merkmal des Transitionsprozesses in Bulgarien ist eine massive De-<br />
Industrialisierung. Allein im näheren Umfeld des Projektgebietes sank die Beschäftigung in<br />
den beiden Hauptindustrien (Rüstung und Landwirtschaftsmaschinen) von rund 20'000 auf<br />
weniger als 5'000 Beschäftige. Mit der Rückführung des Agrarlandes in Privatbesitz eröffneten<br />
sich Existenzchancen, welche ohne zielgerechte, externe Unterstützung sehr risikoreich<br />
wären. Hier entfaltet das Projekt seine Wirksamkeit. Aus der Sicht des Bundesbeschlusses<br />
von 1995 zur <strong>Ostzusammenarbeit</strong> ergeben sich insbesondere folgende Deckungsbereiche:<br />
Ø Entwicklung und Förderung von Selbsthilfeorganisationen und damit Festigung der zivilen<br />
Gesellschaft und Entwicklung sozialer Netzwerke<br />
Ø Förderung privatwirtschaftlicher Strukturen mit nationalem und internationalem Marktzugang<br />
Ø Sorgsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen im landwirtschaftlichen Produktionsprozess<br />
Das Projekt ist in einem anerkannten Kompetenzbereich schweizerischer Landwirtschaft tätig<br />
und hat das Potenzial, Orientierungsmuster für die Existenzsicherung bäuerlicher Familienbetriebe<br />
zu entwickeln.<br />
Effektivität und Nachhaltigkeit<br />
Dem Willen zur individuellen Eigenverantwortung waren unter dem kommunistischen Regime<br />
enge Grenzen gesetzt, die Rechenschaftspflicht funktionierte einseitig nach oben.<br />
Wenn die neuen Bauernbetriebe Eigenständigkeit erlangen und sich als Bioproduzenten im<br />
Markt behaupten wollen, muss das Projekt die Entwicklung von Eigenverantwortung und Rechenschaftspflicht,<br />
aber auch genossenschaftliche Kooperationsfähigkeit fördern. So erfordert<br />
die gemeinsame Vermarktung von Bioprodukten wie Rosenöl oder Kräuter die Einhaltung<br />
eines Qualitätsstandards, somit gegenseitige Rechenschaftspflicht. Die Genossenschaft<br />
wiederum wird nur funktionieren, wenn sich ihre gewählten Vertreter selbst als rechenschaftspflichtig<br />
gegenüber den Genossenschaftern verhalten, resp. auch so wahrgenommen<br />
werden. Damit wird der beträchtliche Umfang notwendiger sozialer Entwicklung, über die rein<br />
technischen Fragen der Entwicklung von Bio-Landwirtschaft hinaus, aufgezeigt und ist die<br />
Frage eines angemessenen Zeithorizonts für die externe Unterstützung angesprochen.<br />
Bezüglich der Chancen für nachhaltige Entwicklung beschränken wir uns auf zwei Bereiche:<br />
a) Die Produktionsbasis der bäuerlichen Betriebe und ihr Kontext: Obwohl die Projektregion<br />
nicht zu den agrarischen Gunstgebieten Bulgariens gehört, verfügen die Bauernbetriebe<br />
über eine flächenmassig ausreichende Produktionsbasis, die mit der Spezialisierung auf Rosen(öl)<br />
und Kräuter gut genutzt werden kann. Dank ausgedehnter Weiden könnte sich auch<br />
die Viehwirtschaft über das gegenwärtige Niveau hinaus entfalten. All diese Potentiale kommen<br />
aber nur zum Tragen, wenn die Fragen zu Landbesitz (Güterzusammenlegung) und<br />
Pachtfrage (Vertragsicherheit) zufrieden stellend geregelt werden können. Die Lebensfähigkeit<br />
der neuen Bauernbetriebe und ihrer Institution bleibt jedoch eng verknüpft mit der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung, der Entfaltung einer Nachfrage nach Bioprodukten und<br />
einer bestimmungsgerechten Etablierung des SAPARD-Fonds (Special Assistance Programme<br />
for Agriculture and Rural Development), durch den die EU dem Beitrittskandidaten<br />
Bulgarien 500 Mio. Euro für die Entwicklung des Agrarsektors zur Verfügung stellen wird.<br />
b) Die Entwicklung und Rolle der Genossenschaft „Bio Bulgaria“ und der Stiftung „Bio Selena“:<br />
Die Genossenschaft „Bio Bulgaria“ steht vor einer inneren Entwicklung bezüglich gemeinsamer<br />
Wahrnehmung von Chancen der Produktion und Vermarktung, sowie der Sicherung<br />
demokratischer Spielregeln. Die Stiftung „Bio Selena“ könnte sich vermehrt als eine<br />
gestaltende Kraft im nationalen Kontext einbringen, mit konzeptionellen Beiträgen im Bereich<br />
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