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12 Jahre Ostzusammenarbeit - Evaluation 2003/4 - Band 2 - DEZA

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sistans im <strong>Jahre</strong> 1994 sowie an der Formulierung von Rahmengesetzen und Fragen der<br />

Rechtsstaatlichkeit auf verschiedenen Ebenen beteiligt war. Es wird darauf verwiesen, dass<br />

sich der neu gegründete Rechtsstaat Kirgisistan aufgrund des starken Einflusses der USA<br />

und Weltbank mehr an amerikanischem ,Fallrecht’ und Wirtschaftsrecht orientiert, als an den<br />

wohl realitätsnäheren, europäischen (römisches Recht) Rechtssystemen, oder gar dem seit<br />

70 <strong>Jahre</strong>n praktizierten Sowjetrecht, das in vielen Bereichen den europäischen Mustern ähnelt.<br />

Der gezielte Druck in Fragen Landprivatisierung wird von westlicher Seite vornehmlich damit<br />

gerechtfertigt, dass es nur mit rechtskräftigen Landtiteln möglich ist, Eigentum zu schaffen<br />

und wirtschaftliches Wachstum zu erzielen, da rechtskräftige Landtitel eine notwendige Voraussetzung<br />

für Kreditvergabe in einem marktwirtschaftlich orientierten System seien. Es ist<br />

zu bedenken, dass dieses sehr schablonenhafte Denken für Kirgisistan sowie die gesamte<br />

Region zu undifferenziert und deshalb realitätsfremd ist. Es wäre wünschenswert, dass bei<br />

der Entwicklungszusammenarbeit mehr auf lokale historisch-kulturell-soziale Rahmenbedingungen<br />

eingegangen würde.<br />

Die Befragten sind sich einig, dass die Rahmengesetze in Kirgisistan auch im Bereich der<br />

Privatisierung noch unzureichend sind, dass es insbesondere am rechtlichen ,Unterbau’<br />

mangelt, dass eine institutionelle Stärkung besonders auf der unteren Ebene notwendig ist<br />

und dass das noch immer starke Misstrauen der Bevölkerung dem Staat gegenüber nur partizipativ<br />

und schrittweise abgebaut werden kann.<br />

Es besteht Einigkeit, dass LARCs Beitrag zum Transitionsprozess vornehmlich auf lokaler<br />

Ebene liegt und hier schwerpunktmässig im Schaffen von rechtlicher Transparenz, dem Einhalten<br />

demokratischer Regeln, dem Anspruch auf Rechtsbeistand, dem Schaffen dezentraler,<br />

basisnaher Strukturen und der Unterstützung sozialer und wirtschaftlicher Randgruppen.<br />

Weiterhin besteht Übereinstimmung, dass LARC sich mit Recht ausschliesslich dem prioritären<br />

Sektor Landwirtschaft und Kleinbauern widmet (der Grossteil der kirgisischen Bevölkerung<br />

lebt von Subsistenzlandwirtschaft), um unter anderem auch auf dieser Ebene das für<br />

die politische Stabilität des Landes wichtige Vertrauen in Rechtsstaatlichkeit zu schaffen.<br />

Die Mehrzahl der Befragten empfahl übereinstimmend, dass in Kirgisistan mehr mit Zuwendungen<br />

als mit Krediten gearbeitet werden sollte, dass mehr bilaterale statt multilaterale Zusammenarbeit<br />

notwendig ist, dass Projekte technisch und finanziell langfristig begleitet und<br />

im Gleichschritt mit einer harmonischen und nicht von aussen forcierten Wirtschaftsentwicklung<br />

durchgeführt werden müssen, dass man keine Reformen erzwingen kann und dass Reformen<br />

an die lokalen Realitäten angepasst sein müssen. Es besteht jedoch auch Einigkeit,<br />

dass Reformen einen gewissen Druck von aussen brauchen, um sich nicht in ‚Scheinreformen’<br />

zu verwandeln.<br />

Mehrere der Befragten halten es für äusserst unklug, dass sich die Schweiz zu sehr auf Kooperationsvorhaben<br />

mit den Bretton Woods Institutionen und USAID verlässt, die unter anderem<br />

die Landprivatisierung in Kirgisistan forcieren. Es ist bekannt, dass erzwungene Landreformen,<br />

insbesondere in einem politischen System, in dem sich die Rechtsstaatlichkeit<br />

noch im Embryonalstadium befindet, leicht zu illegaler Bereicherung, ungleichmässiger und<br />

ungerechter Landverteilung, und Grossgrundbesitz führen können.<br />

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