12 Jahre Ostzusammenarbeit - Evaluation 2003/4 - Band 2 - DEZA
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4.2.2.2 Nachhaltigkeit<br />
1: Wie nachhaltig sind die vom Projekt/Programm initiierten Prozesse und Resultate?<br />
2: Wie nachhaltig sind die Partnerorganisationen (Verantwortungsübernahme, Partizipation/Gender -<br />
Aspekte)?<br />
Nachhaltigkeit beinhaltet sowohl die Dimension des gesicherten Nutzenflusses nach Ende<br />
der Projektaktivitäten als auch die langfristige, über Generationen hinausreichende Möglichkeit,<br />
die grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen (z.B. durch den Erhalt einer intakten<br />
Umwelt). Hier steht die Dimension des dauerhaften Nutzenflusses von Aktivitäten im Vordergrund,<br />
auch wenn einige Projekte durch eine rationellere Nutzung der natürlichen Ressourcen<br />
Beiträge zur globalen Nachhaltigkeitsdimension leisten (z.B. Biodiversitäts- und Forstprojekte).<br />
Das Erzielen von nachhaltigen Wirkungen und Nutzenflüssen ist auch im Transitionsprozess<br />
entscheidend für die Motivation der Zielbevölkerung einerseits und als Legitimation für den<br />
Mitteleinsatz des Gebers andererseits. Eine Charakteristik des Transitionsprozesses ist jedoch<br />
die rasche, zum Teil überraschende und kurzfristige Veränderung der Umfeldbedingungen<br />
(z.B. nach Regierungswechseln). Aus diesem Grund gibt es zahlreiche (katalytische)<br />
Projekte, welche kurzfristige Inputs oder Anstösse für den Aufbau oder die Reform von Institutionen<br />
geben, ohne dabei langfristige Partnerschaftsbeziehungen anzuvisieren (siehe dazu<br />
auch das Fallbeispiel Bulgarien).<br />
Das weitgehende Fehlen einer facettenreichen Zivilgesellschaft sowie starker, zuverlässiger<br />
und transparenter staatlicher Partner in den Ländern Osteuropas hat die Wahl guter Projektpartner<br />
zu einer grossen Herausforderung der <strong>Ostzusammenarbeit</strong> gemacht. Zwar hat sich<br />
die Situation in einigen Ländern diesbezüglich stark verbessert, aber oft mussten bewusst<br />
Zwischenlösungen (z.B. in Form von lokalen Stiftungen) erwogen werden, um Projekte lokal<br />
zu verankern. Die Überführung dieser Strukturen in unabhängige und dauerhafte Institutionen<br />
hat sich als schwierig erwiesen und Zwischenlösungen in Form von Stiftungen haben<br />
sich nicht immer bewährt. Im Zentrum muss jeweils das lokale Bedürfnis stehen: In Bosnien<br />
& Herzegowina stand zum Beispiel nach dem Krieg zuerst die Unterstützung von Institutionen<br />
zur Rückführung der Flüchtlinge im Vordergrund. Nach dem Hausbau rückte die Frage<br />
nach dem Arbeitsplatz ins Zentrum, und damit Institutionen/Unternehmen welche Arbeitsplätze<br />
schaffen. Ohne Versöhnung und Vertrauen fehlt aber die Basis für einen wirtschaftlichen<br />
Aufbau und somit steht heute die Versöhnung – und daran mitwirkende Institutionen -<br />
an erster Stelle. Dieser Wandel bedingt jeweils unterschiedliche Institutionen zur Abdeckung<br />
der spezifischen Bedürfnisse und gewisse Institutionen können durchaus temporärer Natur<br />
sein.<br />
Aufgrund der externen <strong>Evaluation</strong>en lassen sich folgende Aspekte bezüglich der Erzielung<br />
und Erfassung von Nachhaltigkeit zusammenfassen. Es gibt nur wenig Kenntnisse über die<br />
erzielten Wirkungen nach dem Ende der Projekte. Viele <strong>Evaluation</strong>en bewerten die Ausgangslage<br />
bezüglich Nachhaltigkeit als positiv, vor allem wenn es gelingt, die lokalen Ressourcen<br />
verstärkt zu mobilisieren (z.B. Steigerung des Anteils der Eigenfinanzierung). Es<br />
darf allerdings vermutet werden, dass die relativ positiven Aussagen während der Projektumsetzung<br />
(gemäss externen <strong>Evaluation</strong>en) wahrscheinlich zu optimistisch ausfallen, da der<br />
„Lackmus-Test“ bezüglich Nachhaltigkeit der Nutzenflüsse und des erreichten Qualitätsniveaus<br />
erst nach dem (kompletten) Ausstieg möglich ist. Einige Projekte befinden sich inzwischen<br />
in der 3. oder 4. Projektphase. Mit zunehmender Dauer der <strong>Ostzusammenarbeit</strong> besteht<br />
die Tendenz, dass sich gewisse Projekte perpetuieren können.<br />
Eine gute Einbindung von Projekten in das lokale private und öffentlich-institutionelle Umfeld<br />
und ein Politikdialog scheinen notwendige (aber nicht hinreichende) Voraussetzungen für<br />
eine effiziente und dauerhafte Wirkung zu sein. Personalwechsel beeinträchtigen die Wir-<br />
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