Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...
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inden sie diese doch mit einer Einbuße von Selbständigkeit <strong>und</strong> Eigenbestimmung.<br />
Insbesondere bei Hilfeformen, die außerhalb der eigenen vier Wände angeboten<br />
werden, rückt die Angst vor einer “Abschiebung” in das Pflegeheim - mit der Ta-<br />
gespflege als Vorstufe - in den Vordergr<strong>und</strong>. <strong>Die</strong>se Tendenz wird dadurch verstärkt,<br />
dass viele sich den eigenen Hilfebedarf nur unzureichend eingestehen <strong>und</strong> sich vor<br />
diesem Hintergr<strong>und</strong> von Pflegebedürftigen in ähnlicher Verfassung stark abgrenzen.<br />
• Regionale Infrastruktur<br />
Im Hinblick auf die Region muss die allgemeine wirtschaftliche Situation berücksich-<br />
tigt werden. Eine hohe Arbeitslosigkeit verstärkt die Tendenz zur Inanspruchnahme<br />
der Geldleistung. Als Anzeichen für eine mangelnde Akzeptanz von <strong>Tagespflege</strong> in<br />
einer Region kann z.B. bewertet werden, wenn andere Einrichtungen - trotz hohem<br />
qualitativen Standard - nachhaltig mit Belegungsproblemen zu kämpfen haben. Ein<br />
weiterer Aspekt ist die Struktur des Einzugsgebietes. In ländlichen Regionen muss<br />
damit gerechnet werden, dass auf Gr<strong>und</strong> einer stärkeren sozialen Kontrolle institutio-<br />
nelle Hilfen eher abgelehnt werden als in der Stadt. Dünn besiedelte Regionen stellen<br />
darüber hinaus ungünstige Einzugsbereiche dar, weil lange Fahrtzeiten notwendig<br />
werden, die die Kosten erhöhen.<br />
Neben solchen allgemeinen Bedingungen sollte auch die pflegerische Infrastruktur<br />
der Region genauer beleuchtet werden. Für die Nachfrage nach <strong>Tagespflege</strong> spielt<br />
zunächst das regionale Heimplatzangebot eine Rolle. Offensichtlich ist von einer<br />
Tendenz auszugehen, nach der <strong>Tagespflege</strong> erst zu einem Zeitpunkt in die Überle-<br />
gungen einbezogen wird, an dem die häuslichen Ressourcen ausgeschöpft <strong>und</strong> sonst<br />
eine Heimunterbringung unausweichlich wäre. Das heißt, die Tages- pflege tritt in<br />
eine direkte Konkurrenz zum Pflegeheim. Nach den Erfahrungen im Modellprogramm<br />
wird die <strong>Tagespflege</strong> dann häufiger als Alternative in Betracht gezogen, wenn in der<br />
Region ein Defizit an Heimplätzen besteht oder vorhandene Heimplätze vergleichs-<br />
weise teuer sind bzw. unterhalb akzeptabler Qualitäts-<br />
maßstäbe liegen.<br />
Ein gut ausgebautes System an Beratungs- <strong>und</strong> Koordinierungsstellen kann die<br />
Nachfrage nach <strong>Tagespflege</strong> verstärken. Durch sie erhöhen sich die Chancen, dass<br />
<strong>Tagespflege</strong> von den Nutzer/innen wahrgenommen <strong>und</strong> in <strong>Anspruch</strong> genommen wird.<br />
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