Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...
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Zumindest für einen Teil der Gäste sind jedoch gezielter an den individuellen Defiziten<br />
ansetzende rehabilitative Leistungen durch externe Therapeuten notwendig. Krankheits-<br />
verläufe sollen durch spezielle Übungen abgeschwächt werden, vorhandene Fähigkeiten<br />
erhalten bleiben <strong>und</strong> Defizite hinausgezögert werden. Dazu werden in erster Linie<br />
Krankengymnasten <strong>und</strong> Ergotherapeuten, in wenigen Einzelfällen auch Logopäden<br />
hinzugezogen. Während die Krankengymnasten auch bei Demenzkranken rein körper-<br />
bezogene Maßnahmen durchführen, werden die Therapieziele <strong>und</strong> -inhalte bei der<br />
Ergotherapie umfassender formuliert. Hier geht es z.B. auch darum,<br />
• kognitive Fähigkeiten zu erhalten,<br />
• Orientierungsstörungen zu beeinflussen,<br />
• die Wahrnehmungsfähigkeit zu erhalten,<br />
• gegen die Auflösung des Zeitgefühls vorzugehen,<br />
• Depressionen, Aggressionen <strong>und</strong> Angstzustände abzubauen <strong>und</strong><br />
• Bewegungsstörungen entgegenzuarbeiten 28 .<br />
Für viele <strong>Tagespflege</strong>n sind die ärztlich verordneten Heilmittel die einzige Möglichkeit,<br />
auch therapeutische Berufsgruppen in die Versorgung ihrer Gäste einzubeziehen. In<br />
einer Erhebung im Jahr 1997 gab nur etwa jede siebte Einrichtung an, Ergotherapeuten<br />
fest angestellt zu haben <strong>und</strong> zwar mit einem Stellenanteil von 0,7. Krankengymnasten<br />
oder Logopäden waren im Stellenschlüssel nicht vertreten. Der verordnungsunabhängi-<br />
ge Einsatz von Therapeuten ist oft nur im Rahmen trägerinterner Verb<strong>und</strong>systeme<br />
möglich, z.B. in Kooperation mit dem therapeutischen <strong>Die</strong>nst eines angegliederten<br />
Pflegeheimes.<br />
Nicht selten müssen jedoch sowohl Ärzte als auch Angehörige zunächst von der<br />
Zweckmäßigkeit therapeutischer Maßnahmen überzeugt werden, die gerade bei<br />
gerontopsychiatrisch Erkrankten häufig angezweifelt wird. In einigen Modellen hat es<br />
sich dazu bewährt, die Angehörigen schon beim Aufnahmegespräch auf die Möglichkeit<br />
rehabilitativer Leistungen hinzuweisen <strong>und</strong> sie falls nötig bei der Argumentation gegen-<br />
über dem verordnenden Arzt zu unterstützen. Den Ärzten genügt oft der Hinweis auf eine<br />
effizientere ambulante Therapie in der <strong>Tagespflege</strong>, die durch die geeigneten räumli-<br />
28 Schaade, Gudrun 1998. Ergotherapie bei Demenzerkrankungen. Ein Förderprogramm. Rehabilitation<br />
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