Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...
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Verbandswechsel usw., werden von einem Großteil der Modelle sorgfältig dokumentiert.<br />
Auch externe therapeutische Maßnahmen, wie z.B. Ergotherapie <strong>und</strong> Kran-<br />
kengymnastik, werden systematisch aufgenommen. Schwieriger ist aus Sicht der<br />
Modellbeteiligten die Dokumentation sozial-betreuerischer Leistungen. Denn das<br />
betreuerische Handeln findet in einem komplexen Rahmen statt, in den z.B. das ge-<br />
schaffene Milieu, die Gruppenatmosphäre, das Selbstverständnis der Mitarbeiter/innen<br />
usw. eingehen, die nur begrenzt in Einzelmaßnahmen aufzusplitten sind.<br />
Mit besonderer Sorgfalt dokumentieren eher diejenigen <strong>Tagespflege</strong>n, die im Schwer-<br />
punkt gerontopsychiatrisch erkrankte Gäste betreuen. Dort hat die Pflegedokumentation<br />
eine besondere Bedeutung, weil eine geregelte Kommunikation mit den Gästen selten<br />
möglich ist. In Wetzlar legt man z.B. Wert darauf, neben der Pflegedokumentation<br />
bezogen auf die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Behandlungspflege einen täglichen Verlaufsbericht (z.B.<br />
Berichtsblatt, Übergabebuch) anzulegen, in dem der Allgemeinzustand, etwaige Verän-<br />
derungen, das Verhalten <strong>und</strong> die Stimmungen der Gäste sowie besondere Vorkomm-<br />
nisse täglich erfasst werden. <strong>Die</strong>ses Instrument kann dazu genutzt werden, den Informa-<br />
tionstransfer zwischen den in die Pflege <strong>und</strong> Betreuung eingeb<strong>und</strong>enen Personen zu<br />
optimieren. Auch der Fahrdienst hält hier seine Beobachtungen fest. <strong>Die</strong> im Verlaufsbe-<br />
richt gesammelten Erfahrungen könnten über einen längeren Zeitraum betrachtet<br />
Aufschlüsse über Entwicklungspotentiale der Gäste <strong>und</strong> eine eventuell notwendige<br />
Anpassung von Pflegestrategien ermöglichen. Dadurch wäre eine eingeschränkte<br />
Pflegeplanung in gewissen Bereichen zu kompensieren.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in allen Modellen Dokumentationsleistun-<br />
gen erbracht werden. Auf eine umfassende Pflegeplanung mit individueller Zielformulie-<br />
rung in allen Bereichen, mit Planung <strong>und</strong> Durchführung von Maßnahmen sowie mit<br />
regelmäßiger Kontrolle der Auswirkungen wird derzeit jedoch noch weitgehend verzich-<br />
tet. Neben dem Zeitargument wurden von einzelnen Modellen auch eine gr<strong>und</strong>legende<br />
Skepsis hinsichtlich der Sinnhaftigkeit einer aufwendigen Pflegeplanung in der Tages-<br />
pflege formuliert. Es genüge, die Lebenssituation der Gäste auch außerhalb der Öff-<br />
nungszeiten der <strong>Tagespflege</strong> im Blick zu haben <strong>und</strong> bei Bedarf weitergehende Hilfen zu<br />
organisieren. Darüber hinaus wurde die Frage in den Raum gestellt, ab welcher Be-<br />
suchsfrequenz sich eine intensive Pflegeplanung überhaupt lohne.<br />
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