Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...

6. Sonderformen
6.1 Gerontopsychiatrische Tagespflege
In Kapitel 4.2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass gemischte Tagespflegen allein
nicht in der Lage sind, die teilstationäre Versorgung gerontopsychiatrisch Erkrankter
sicherzustellen. Dabei werden die Grenzen des integrativen Ansatzes insbesondere bei
schwerdementen Personen deutlich. Im Rahmen des Modellprogramms ist es gelungen,
an unterschiedlichen Standorten gerontopsychiatrische Tagespflegen zu installieren.
Diese bieten u.a. folgende Vorteile:
• Diejenigen Angehörigen, die durch die Pflege eines Schwerdementen physisch und
psychisch an ihre Grenzen gelangen, können vor allem durch Spezialeinrichtungen
entlastet werden. Damit leisten gerontopsychiatrische Tagespflegen einen wichtigen
Beitrag zur Sicherung der häuslichen Versorgung.
• Eine Spezialeinrichtung kann alle strukturellen Rahmenbedingungen und Arbeitsab-
läufe auf die Zielgruppe abstimmen. Die Mitarbeiter/innen entwickeln sich zu Ex-
pert/innen für gerontopsychiatrische Pflege und können positiv auf die Gesamtsitua-
tion der einzelnen Gäste einwirken.
• In gerontopsychiatrischen Tagespflegen sind die Kranken quasi „unter sich“. Das
Gefühl einer sie akzeptierenden Gemeinschaft anzugehören, wirkt sich positiv auf
das Wohlbefinden der Gäste aus. Demgegenüber leiden Demenzkranke in ge-
mischten Gruppen häufig unter dem Abgrenzungsverhalten der geistig Rüstigeren,
die z.B. abfällige Bemerkungen über ihre Tischmanieren machen oder sie mit Nach-
fragen, z.B. nach ihrem Alter oder der Familie, überfordern.
Damit diese Spezialeinrichtungen auch genutzt werden, ist auf ein ausreichend großes
Einzugsgebiet zu achten. Die gerontopsychiatrischen Modelltagespflegen sind in der
Regel in mittelstädtischen oder großstädtischen Regionen angesiedelt und überdurch-
schnittlich gut ausgelastet. In der Planungsphase einer Einrichtung sollte in jedem Fall
der Bedarf für ein spezialisiertes gerontopsychiatrisches Angebot sorgfältig eruiert
werden.
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