Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...
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• den Verwirrten emotionale Sicherheit zu vermitteln, damit sie in einem angstfreien<br />
Zustand auf die noch verbliebenen Ressourcen zurückgreifen können,<br />
• das durch Überforderungssituationen angekratzte Selbstwertgefühl wieder auf-<br />
zubauen <strong>und</strong><br />
• insgesamt die Lebensqualität durch ausgefüllte Tage <strong>und</strong> ein verständnisvolles<br />
Umfeld zu steigern.<br />
Für den Umgang mit Demenzkranken gilt der Gr<strong>und</strong>satz, sie in ihrer eigenen Realität zu<br />
belassen, sie in ihren Handlungen ernst zu nehmen <strong>und</strong> wertzuschätzen. <strong>Die</strong>se Gr<strong>und</strong>-<br />
haltung <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Pflegetechnik bezeichnet man auch als Validation.<br />
„Jemanden zu validieren bedeutet, seine Gefühle anzuerkennen, ihm zu sagen, dass<br />
seine Gefühle wahr sind. ... In der Methode der Validation verwendet man Einfühlungs-<br />
vermögen, um in die innere Erlebniswelt der sehr alten, desorientierten Person vorzu-<br />
dringen“ 41 .<br />
Aus dieser Gr<strong>und</strong>haltung ergibt sich gleichzeitig die Ablehnung intensiven kognitiven<br />
Trainings, das mit dem Ziel einer Leistungssteigerung durchgeführt wird. Denn ein<br />
solcher Ansatz, wie er z.B. im klassischen Realitätsorientierungstraining noch praktiziert<br />
wird, muss für die Gäste zwangsläufig zu Misserfolgen führen, weil krankheitsbedingt<br />
keine Fortschritte in der Wahrnehmung der Realität „der Normalen“ zu erwarten sind.<br />
Der Trainingsgedanke muss für Demenzkranke folglich erheblich modifiziert werden. Es<br />
geht weniger um einen ergebnisorientiertes Training als um ein handlungsorientiertes<br />
Üben.<br />
<strong>Die</strong> Programmgestaltung <strong>und</strong> die Auswahl der Aktivitäten hängt in starkem Maße von<br />
den jeweiligen Schweregraden der Erkrankung ab. Während bei Schwer- <strong>und</strong><br />
Schwerstdementen eher eine „Aktivitätenbegleitung“ stattfindet, ist für leicht- bis mit-<br />
telschwer Demente eine Angebotsstruktur sinnvoll, die auf die jeweiligen Defizite <strong>und</strong><br />
Ressourcen der Gäste eingeht.<br />
Mit der Aktivitätenbegleitung hat man insbesondere in Wetzlar viele Erfahrungen<br />
gesammelt, wo in der Anfangsphase ausschließlich Alzheimerkranke im fortgeschrit-<br />
tenen Stadium betreut wurden. Weil sich die schwerdementen Gäste häufig nicht den<br />
41 Feil, Naomi 1992. Validation. Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen. Augsburg. S. 11.<br />
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