Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...
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che Pauschale an, die ohne Berücksichtigung der Wegstrecke abgerechnet wird. Etwa<br />
ein Viertel der <strong>Tagespflege</strong>n erhebt eine nach Kilometern gestaffelte Pauschale <strong>und</strong> 19<br />
% rechnen nach Kilometern ab. Auffallend ist, dass die sehr unterschiedlichen Beträge<br />
nicht unbedingt den real entstandenen Kosten entsprechen, sondern eher ein Verhand-<br />
lungsergebnis mit den Kostenträgern darstellen. Hier kann aus den Ergebnissen des<br />
Modellprogramms ein großer Regelungsbedarf im Hinblick auf die leistungsgerechte<br />
Vergütung von Fahrtkosten abgeleitet werden.<br />
5.6 Angehörigenarbeit<br />
<strong>Die</strong> pflegenden Angehörigen sind eine wichtige Zielgruppe von <strong>Tagespflege</strong>einrich-<br />
tungen. Nur wenn sie möglichst effektiv von ihren Pflegepflichten entlastet werden, kann<br />
die häusliche Pflege längerfristig Bestand haben. 56 % der Hauptpflegepersonen sind<br />
Ehepartner, d.h. in der Regel selbst in bereits fortgeschrittenem Alter <strong>und</strong> mit einge-<br />
schränktem Ges<strong>und</strong>heitszustand. In 64 % der familiären Pflegebeziehungen handelt es<br />
sich um enge, isolierte, stark belastete Pflegeduale 29 . Dabei entwickelt sich nicht selten<br />
auf Gr<strong>und</strong> der gemeinsamen Vergangenheit <strong>und</strong> ungeklärter Konflikte eine unübersicht-<br />
liche Dynamik gegenseitiger Abhängigkeiten, die durch Außenstehende nur schwer<br />
nachvollziehbar ist. Zu physischen <strong>und</strong> psychischen Überforderungssituationen scheint<br />
es vor allem bei der Pflege Demenzkranker zu kommen. Im Rahmen einer Befragung<br />
von Angehörigen alzheimerkranker Tagesgäste wurden Hauptbelastungspunkte dieser<br />
Pflege herausgearbeitet, die zur Inanspruchnahme von <strong>Tagespflege</strong> geführt hatten:<br />
• <strong>Die</strong> krankheitsbedingte Unruhe der Dementen, die den Pflegepersonen keine<br />
geregelte Nachtruhe erlaubt: „Und dann die Phasen der unglaublichen Unruhe, der<br />
inneren Anspannung. Ich war selber dann auch so hektisch, ja irgendwie so unaus-<br />
geglichen. Was eben auch anstrengend war, die Nächte, diese jahrelangen Nächte,<br />
die sie nicht geschlafen hat. Also, das war echt anstrengend, <strong>und</strong> da nützt ja auch<br />
keine Argumentation, kein Zureden, nichts" 30 .<br />
29<br />
Pflomm, Ulrike 1992. Angehörigenarbeit in der <strong>Tagespflege</strong>. Manuscripte zur sozialen Gerontologie<br />
<strong>und</strong> Altenpflege, Bd. 1. Stuttgart. S. 6f.<br />
30<br />
<strong>Die</strong> nachfolgenden Zitate sind Interviews mit pflegenden Angehörigen entnommen.<br />
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