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Die Tagespflege - Zwischen konzeptionellem Anspruch und realer ...

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doch der oder der!’ Oder wenn der Arzt kommt, dann sagt sie: ‘Heute ist Donnerstag,<br />

da kommt der Herr Doktor!’ Und dann macht sie aber die Zähne erst raus, wenn der<br />

weg ist. Das ist kaum zu glauben. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Das ist<br />

ein Glücksfall“ (Beobachtungen einer Angehörigen).<br />

Gerade bei allein lebenden älteren Menschen wird deutlich, dass <strong>Tagespflege</strong> nur dann<br />

ein sinnvolles Angebot darstellt, wenn auch die darüber hinausgehende Versorgung<br />

sichergestellt ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist eine intensive Zusammenarbeit mit ambulanten<br />

<strong>Die</strong>nsten für diesen Personenkreis noch von größerer Bedeutung als für im Familien-<br />

verb<strong>und</strong> lebende Gäste. Um plötzliche Krankenhauseinweisungen oder auch verfrühte<br />

Heimunterbringungen zu vermeiden, muss sich die <strong>Tagespflege</strong> - wenn nötig - auch um<br />

die Wochenendbetreuung kümmern, sei es durch ein eigenes Angebot oder in Koope-<br />

ration mit einem anderen (ambulanten oder teilstationären) Träger.<br />

Je nach örtlicher Bevölkerungsstruktur können auch ausländische Tagesgäste zukünftig<br />

zu wichtigen Zielgruppen werden. Dabei handelt es sich in der Regel um die erste<br />

Generation so genannter „Gastarbeiter“, die jetzt alt <strong>und</strong> zum Teil pflegebedürftig<br />

werden. Welche Auswirkungen die Aufnahme von Migranten auf die Arbeitsweise von<br />

<strong>Tagespflege</strong>einrichtungen haben wird, ist derzeit nur im Groben abschätzbar. In jedem<br />

Fall muss die Gr<strong>und</strong>lage der Betreuung ein f<strong>und</strong>iertes Wissen über kulturelle <strong>und</strong><br />

religiöse Traditionen <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten der betreffenden Ethnien sein.<br />

Was hinsichtlich der Offenheit für verschiedene Pflegeindikationen dargestellt wurde, gilt<br />

gleichermaßen für Tagesgäste mit unterschiedlichen Pflegestufen. <strong>Die</strong> Aufnahme von<br />

Gästen an der jeweiligen Einstufung durch den MDK festzumachen, schränkt den<br />

Personenkreis unnötig ein <strong>und</strong> widerspricht den Anforderungen, die sich aus dem<br />

Versorgungsauftrag ergeben 16 . Dabei ist die Bedeutung der Pflegestufe ohnehin zu<br />

relativieren. Denn für die Einstufung sind lediglich die nach SGB XI maßgeblichen<br />

Verrichtungen des alltäglichen Lebens ausschlaggebend <strong>und</strong> nicht der darüber hinaus-<br />

gehende Hilfebedarf. In den Modellen ist eine heterogene Zusammensetzung der<br />

Tagesgäste nach Pflegestufen die Regel:<br />

16 vgl. § 72 SGB XI Abs. 4 „<strong>Die</strong> zugelassene Pflegeeinrichtung ist im Rahmen ihres Versorgungsauftrages<br />

zur pflegerischen Versorgung der Versicherten verpflichtet“.<br />

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