Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 4<br />
gemeinsamer Logos ist nicht schlicht <strong>der</strong> unsere. Wer diesen<br />
Sachverhalt übersieht, ihn vergisst o<strong>der</strong> nicht wahrhaben will,<br />
wird <strong>der</strong> Wahrheit des Wahrheitsereignisses nicht gerecht.<br />
Nicht bloß Subjekt <strong>und</strong> Objekt sind geschaffen, auch ihre je<br />
eigene <strong>und</strong> gemeinsame Wahrheit. So ist das Wahrheitsgeschehen<br />
noch radikaler ein Freiheitsereignis als bisher erwogen. Und<br />
dies nicht zuerst in <strong>der</strong> Erfahrung des "kategorischen Imperativs",<br />
also des Anspruchs, <strong>der</strong> Wahrheit die Ehre zu geben, sich<br />
<strong>und</strong> dem an<strong>der</strong>en gegenüber wahrhaftig zu sein. Darin schon, in<br />
<strong>der</strong> Verpflichtung <strong>zur</strong> Güte (Anm. 208), offenbart sich als Gesetzgeber<br />
<strong>und</strong> Herr <strong>der</strong> Wahrheit Er. Dem zuvor aber <strong>und</strong> all<br />
dies begründend offenbart sich Gott im Begegnungsgeschehen<br />
als frei-gebig Frei-geben<strong>der</strong>. Darum kommt den Geschöpfen ihr<br />
Bild-sein nicht zum eigenen An-sich hinzu; mehr als sie selbst<br />
sind sie Bild.<br />
So ist ein Geschenk nicht erst ein Gegenstand <strong>und</strong> obendrein<br />
ein "Zuwendungssignal-Transporter", son<strong>der</strong>n umgekehrt<br />
gr<strong>und</strong>legend Gabe: Real-Symbol = Realisation von – o<strong>der</strong> besser:<br />
sich realisierende – Zuwendung selbst. 258 Menschen <strong>und</strong> Dinge<br />
haben <strong>der</strong>art nicht bloß aneinan<strong>der</strong> teil, son<strong>der</strong>n wesentlich an<br />
jenem (Selbst-)Mitteilungs-Geschehen, welches Schöpfung (creatio)<br />
heißt.<br />
"Dient" <strong>der</strong> Schöpfer <strong>der</strong> Welt als ihr Gr<strong>und</strong>, dann ist solche<br />
"Dienlichkeit" darum auch <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Weltdinge, <strong>der</strong>en Wirklichkeit<br />
sich nur in ihrer alldurchdringenden Bezüglichkeit <strong>und</strong><br />
Funktionalität erfüllt: "Kosmos" als "Spiel". 259 – Und dass dem so<br />
ist, zeigt sich nochmals als unableitbar "gegeben" – wiewohl<br />
'unableitbar' nicht heißt: unverständlich. Nichts ist <strong>der</strong>art "selbstverständlich",<br />
d.h. aus <strong>und</strong> in sich selbst fraglos sinnvoll, wie<br />
solches Gegebensein von Sinn.<br />
4. Da von diesem Ereignis ursprünglich gilt, was wir zuvor im<br />
Blick auf Freiheit, Selbstgewähr <strong>und</strong> Selbstentzug, Entäußerung<br />
<strong>und</strong> Geheimnis abgehandelt haben, gilt ebenso radikal <strong>und</strong> ursprünglich<br />
die Bedrohtheit des Unternehmens durch selbstsichernde<br />
Verweigerung. Der biblischen Botschaft zufolge ist es<br />
in <strong>der</strong> Tat – zum Nein gekommen. In solchem Kontext von Zu-<br />
_______________<br />
258 Ausführlicher dazu Gotteserfahrung... (Anm. 78), bes. 127-140:<br />
Seinsdifferenz als dialogischer Schöpfungsbezug); sowie: Leibhaftige<br />
Freiheit, in: ZME 48 (2002) 247-257.<br />
259 Vgl. J. Sp., Spiel-Ernst, Frankfurt/M. 1993, bes. Einführung u.<br />
Schluss; Leben als Mit-Sein, Frankfurt/M. 1990, Kap. 6.