Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Ich als Du 29<br />
absoluten Geistes [...]. Aus dem Kelche dieses Geisterreiches –<br />
schäumt ihm seine Unendlichkeit" (531).<br />
Die Diskussion über Hegels "Aufheben" ist selbstredend<br />
unabschließbar. Seinerzeit hat er vor seinem Aufbruch nach<br />
Frankfurt für Höl<strong>der</strong>lin die Hymne Eleusis geschrieben. Darin<br />
heißt es: "... was mein ich nannte schwindet, / ich gebe mich<br />
dem unermeslichen dahin, / ich bin in ihm bin alles, bin nur<br />
es." 50 – Derart erschwingt die Selbstaufhebung ins Unendliche<br />
sich dessen Unermesslichkeit, <strong>und</strong> man wird durch den Tod<br />
unsterblich. Da man nicht immer schon Gott ist, wird man es<br />
wenigstens durch Selbstpreisgabe (<strong>und</strong> denkt schließlich Sein als<br />
Werden <strong>und</strong> Gott selbst als Werdenden). Sartre nennt unter<br />
diesem Betracht den Menschen eine "passion inutile – nutzlose<br />
Leidenschaft". 51 Was hier in religiös ausgedrückt ist, finde ich<br />
für das neuzeitliche Weltverhältnis im ganzen bezeichnend.<br />
3. Es ist auf <strong>der</strong> Suche nach dem "Ding an sich". Es will die<br />
Sachen "unverfälscht" erkennen, wie sie sind, bestimmt vom<br />
Willen zu "objektiver" Erkenntnis. Das heißt, man will alles <strong>und</strong><br />
jedes so sehen, wie es "an sich" ist; ohne jedes Hinein-Spiegeln<br />
dessen, <strong>der</strong> es erkennt ("für den" es da ist). Wobei diese<br />
Spiegelung doppelt auftreten kann: a) im subjektiven Erkennen –<br />
<strong>und</strong> hier nochmals doppelt: sozusagen "subjektiv-subjektiv" als<br />
Verzeichnung durch Wünsche, Begierden wie Ängste; "objektivsubjektiv"<br />
durch den Erkenntnis-Apparat (z. B. eine Welle als<br />
Licht o<strong>der</strong> Ton); b) objektiv, beim Gegenstand selbst – auch hier<br />
wie<strong>der</strong> doppelt: seins-bestimmend (schlicht durch das Dasein<br />
von Beobachter/Beobachtung) <strong>und</strong> erscheinungs-bestimmend<br />
(aufgr<strong>und</strong> des Beobachtungs-Standorts, dem sich nur diese eine<br />
Ansicht zeigt). – Also muss man das Erscheinungsgeschehen als<br />
solches hinter sich lassen?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich bieten sich dazu zwei Wege an. Einmal die<br />
Suche nach <strong>der</strong> "bild- <strong>und</strong> weiselosen" Urwirklichkeit als solcher:<br />
heraus aus "Schatten <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong>n" in das reine Denken –<br />
<strong>und</strong> aus bildhaftem Denken in die reine Formel <strong>und</strong> Strukturgleichung<br />
<strong>der</strong> Welt.<br />
_______________<br />
50 Frühe Schriften I (F. Nicolin / G.Schüler), Hamburg1989 (Ges.<br />
Werke 1), 399-402, 400.<br />
51 Sein <strong>und</strong> Nichts, Fazit vor den Schlussfolgerungen: 769 (L’être et le<br />
néant, Paris 351950, 708); vgl. zuvor: "Mensch sein heißt, darauf abzielen,<br />
Gott zu werden; o<strong>der</strong>, wenn man lieber will, <strong>der</strong> Mensch ist im Gr<strong>und</strong>e<br />
Begierde, Gott zu sein" (712).