Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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<strong>Person</strong> <strong>und</strong> <strong>Glaube</strong> 9<br />
Der Mensch ist also jenes Wesen, das nicht so sehr sich <strong>der</strong><br />
Welt anpasst – wie es vorwaltend im Pflanzen- <strong>und</strong> Tierreich geschieht<br />
– , als dass er vielmehr diese Welt sich <strong>und</strong> seinen Wünschen<br />
<strong>zur</strong>echtmacht. Nicht sogleich die Welt im Ganzen, aber<br />
doch jenen Ausschnitt, den er bewohnt. Und von dort her in<br />
einem ersten Schritt auch schon die Welt selbst: die Zeltstange<br />
ist <strong>der</strong>en Nabel, die Achse <strong>der</strong> Welt, ja <strong>der</strong> Weltbaum. 8<br />
So gründet <strong>der</strong> Mensch in <strong>der</strong> Welt ein Heim, wo er zu sich<br />
kommen <strong>und</strong> bei sich sein kann. Und wo dann auch an<strong>der</strong>e <strong>und</strong><br />
an<strong>der</strong>es – nicht bloß Menschen, auch Tiere, Pflanzen, geschätzte<br />
Dinge – bei ihm sein <strong>und</strong> gleichsam zu sich kommen können. –<br />
"My home is my castle", wobei jetzt weniger an die Abwehr nach<br />
außen zu denken wäre – sie bindet <strong>und</strong> beunruhigt ja noch – als<br />
an das Geschützt- <strong>und</strong> Ungestörtsein im Innern: Zufriedenheit. –<br />
Als Zum-Frieden-gebracht-Sein hat Martin Heidegger das<br />
Wohnen bestimmt. 9<br />
Dabei gibt es keinen Frieden, wenn man einzig im klein<br />
Eigenen daheim ist, ständig von außen bedroht. "Chez soi" kann<br />
<strong>der</strong> Mensch nur sein, wenn er auch in <strong>der</strong> Welt als ganzer daheim<br />
ist. So bestimmt <strong>der</strong> Theologe <strong>und</strong> Religionsphilosoph<br />
Bernhard Welte "Sinn" als "die mögliche Übereinkunft meiner<br />
mit mir selbst als Übereinkunft mit meiner Welt". 10 "Etwas hat<br />
Sinn heißt also: es führt in die mögliche Übereinkunft meiner mit<br />
meinem Sein im Ganzen als eine Übereinkunft mit dem<br />
Seienden im Ganzen" (22).<br />
Solche Einheimatung schafft <strong>der</strong> Mensch nun vor allem<br />
durch ein symbolisch-mythisches Verständnis <strong>der</strong> Welt. Zugleich<br />
bildet diese, die eine Welt/Natur, den Rahmen seiner<br />
Deutung. Innerhalb ihrer begegnet dann die Fülle des Seienden<br />
<strong>und</strong> seiner Bezüge, <strong>der</strong> Dinge <strong>und</strong> Mächte, <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong><br />
_______________<br />
in einem bequemen Sessel sitzend, die Augen schließe" (207), ergibt sich<br />
die Zielbestimmung: "Ein Wohnen findet demnach statt, wenn Menschen<br />
in einem umfriedeten Bezirk dank <strong>der</strong> Umfriedung eine Chance haben<br />
<strong>und</strong> wahrnehmen, mit ergreifenden Atmosphären in <strong>der</strong> Weise vertraut<br />
zu werden, dass sie sich unter ihnen <strong>zur</strong>echtfinden <strong>und</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
über sie verfügen" (213).<br />
8 Vgl. M. Eliade, Kosmos <strong>und</strong> Geschichte. Der Mythos <strong>der</strong> ewigen<br />
Wie<strong>der</strong>kehr, Reinbek b. Hamburg. 1966, 16ff; <strong>der</strong>s., Die Religionen <strong>und</strong><br />
das Heilige. Elemente einer Religionsgeschichte, Salzburg 1954, 424ff (§§<br />
145-162, 149).<br />
9 Bauen Wohnen Denken, in: Vorträge <strong>und</strong> Aufsätze, Pfullingen 1954,<br />
145-162, 149.<br />
10 Auf <strong>der</strong> Spur des Ewigen, Freiburg i. Br. 1965, 20.