Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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80<br />
Kapitel 3<br />
vollkommen, dass er nichts mehr auf <strong>der</strong> Welt wünscht, als dass<br />
<strong>der</strong> Wille Gottes geschehe." 187<br />
Seins-Ausgriff <strong>und</strong> Ergriffenheit<br />
Nachdem wir bei zwei Denkern – in <strong>der</strong>en je unterschiedlichem<br />
Stil – <strong>der</strong> "Frömmigkeit des Denkens" nachgegangen sind (weniger<br />
seinem Fragen als einem Sich-Gesagt-sein-lassen 188), sei jetzt<br />
eine systematische Reflexion des Erbrachten versucht.<br />
Es geht um die Selbstreflexion des Denkens hinsichtlich<br />
seiner Wesenverfassung als "finitum capax infiniti – endlich, des<br />
Unendlichen fähig". 189 Und die lässt sich in doppelter Richtung<br />
vollziehen: einmal im Blick auf die Geist <strong>und</strong> Freiheit eignende<br />
Dynamik zum Selbstüberstieg auf das Unendliche hin, sodann im<br />
Blick auf ihr Getroffensein durch den Anspruch des Unbedingten.<br />
1. Aus ersterer Perspektive lässt sich das Argument (einigermaßen<br />
Walter Brugger folgend) 190 in drei Schritten skizzieren: Als<br />
Vernunft- <strong>und</strong> Freiheitswesen ist <strong>der</strong> Mensch auf eine unendliche<br />
Fülle von Sein <strong>und</strong> Güte ausgerichtet. – Als Ziel einer Wesensausrichtung<br />
kann jenes Unendliche nicht in sich unmöglich<br />
sein. – Möglich ist <strong>der</strong>art Unendliches allein, wenn es schon (immer)<br />
wirklich ist.<br />
a) Die wenigsten Probleme dürfte/sollte <strong>der</strong> Schluss-Schritt<br />
bereiten. Eine Seins- <strong>und</strong> Wert-Fülle, die erst noch verwirklicht<br />
werden müsste – erst recht durch mich o<strong>der</strong> uns (selbst wenn<br />
nicht bloß durch uns) – wäre mitnichten unendlich. Entwe<strong>der</strong> sie<br />
_______________<br />
187 1. II. 1647: AT IV, 608f. – Zur religiösen Dimension bei Descartes:<br />
S. Müller, René Descartes' Philosophie <strong>der</strong> Freiheit: Ad imaginem et<br />
similitudinem Dei. Philosophische Prolegomena zu einer Theorie <strong>der</strong><br />
religiösen Inspiration, München 2007.<br />
188 Nach dem herrischen Zugriff in Sein <strong>und</strong> Zeit führt <strong>der</strong> Weg<br />
Heideggers über das Fragen als "Frömmigkeit des Denkens" (Vorträge<br />
<strong>und</strong> Aufsätze, Pfullingen 1954, 44 – gleichwohl noch nicht frei von<br />
Zudringlichkeit [vgl. Aron R. Bodenheimer, Warum?, Stuttgart 1984]), zu<br />
einem ins Hören gerufenen Nachsagen (Unterwegs <strong>zur</strong> Sprache,<br />
Pfullingen 31965, 354 u. 70) wie etwa in <strong>der</strong> Trakl-Auslegung (175f.).<br />
189 Siehe Gott-ergriffen (Anm. 74), bes. das Einführungskap. (capax<br />
infiniti).<br />
190 Theologia naturalis, Barcinone 21964, 131-144 (Thesis 8); Summe<br />
einer philosophischen Gotteslehre, München 1979, 146-165. – Gotteserfahrung<br />
im Denken (Anm. 78), Kap. 4.