Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Ich als Du 37<br />
ein Sein bloß "an <strong>und</strong> für sich", was ein Lebenslauf, in dem<br />
jemand nur für sich selbst lebte <strong>und</strong> stürbe! – Das Auge sieht<br />
nicht sich <strong>und</strong> sein Sehen, hat es geheißen. Zwar kann ich mein<br />
Auge im Spiegel erblicken, doch hat eben dies gesehenes Auge<br />
kein Blickfeld (es ist kein Auge, son<strong>der</strong>n nur dessen Bild). Aber<br />
ich sehe (nicht das Auge, doch das (Mich-)Sehen des Gegenübers,<br />
das mich anschauende Du. Und – Sartre strikt entgegengesetzt<br />
– "definiert" Augustinus eben dadurch das Glück (das ersehnte<br />
Gute): "vi<strong>der</strong>e videntem – einen [mich] Sehenden sehen". 68<br />
So lautet eine Gr<strong>und</strong>formel geglückten (Da-)Seins (statt: Ich bin<br />
ich69): Ich bin dein.<br />
3. Kommen wir nochmals auf Agnostizismus <strong>und</strong> Konstruktivismus<br />
<strong>zur</strong>ück: Es klang schon an, dass sie in <strong>der</strong> hier eingenommenen<br />
Perspektive als Konsequenz eines indiskreten Haben-wollens<br />
erscheinen. C. S. Lewis: "Wer alles durchschaut,<br />
sieht nichts." 70 (Nochmals das Dilemma des Sartreschen Ichs.)<br />
Wäre Erkennen als Aneignung zu denken, dann löst entwe<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Erkennende sich auf in das "Erkannte" 71 o<strong>der</strong> anverwandelt<br />
– im Verzehr – dieses sich.<br />
Das An-sich in seinem An-<strong>und</strong>-für-sich sehen wollen will<br />
bezuglosen Bezug, Blick in Augen ohne Ineinan<strong>der</strong>-Blick. –<br />
Verzichtet man, die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit des Unternehmens eingesehen,<br />
auf dessen Inangriffnahme, hält jedoch den Wunsch<br />
danach fest, dann wird man unweigerlich von "negativer Theologie",<br />
vom Verbleiben im Schein <strong>und</strong> eigenen Konstrukten re-<br />
_______________<br />
68 Sermo LXIX 3: "Hoc enim bonum est, videntem vi<strong>der</strong>e."<br />
69 "Ich bin Du" wäre (wörtlich, nicht als Liebessprache genommen)<br />
ebenso selbstwi<strong>der</strong>sprüchlich wie "Es gibt mich nicht" (<strong>und</strong> man sollte es<br />
nicht zum Koan adeln). Zwar kein Wi<strong>der</strong>spruch in den Begriffen, wie das<br />
"hölzerne Eisen"; doch ein "performativer": zwischen Wort <strong>und</strong> (Sprach-)<br />
Handlung. Ausführlicher dazu: B. Weissmahr, Die Wirklichkeit des<br />
Geistes. Eine philosophische Hinführung, Stuttgart 2006, 45-86. Wäre<br />
"Ich bin [bzw. Du bist] das = Es" möglich? Höchstens wohl doch: "Er ist<br />
[eigentlich] es.")<br />
70 Abschaffung des Menschen (Anm. 54), Schlusssatz.<br />
71 Gegen A. de Mellos Parabel von <strong>der</strong> Salzpuppe, die das Meer<br />
entdeckt: Warum <strong>der</strong> Vogel singt, Freiburg 1986, 75. – In personaler<br />
Begegnung hingegen geht es nicht um das "An-sich" des an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n<br />
um ihn selbst – insofern er sich mir zukehrt, sich mir zeigt <strong>und</strong><br />
zuspricht (vgl. A. Brunner, <strong>Person</strong> <strong>und</strong> Begegnung. Eine Gr<strong>und</strong>legung<br />
<strong>der</strong> Philosophie, München 1982; J. Sp., <strong>Person</strong> im Gespräch – August<br />
Brunner, in: Schule des Denkens [Hg. J. Oswald], Stuttgart 2000, 137-153).<br />
"Ich bin Dein" – indem ich Dir Dich glaube (<strong>und</strong> mich).