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Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Kapitel 4<br />

v. Balthasar verweist für die Rezeption negativer Theologie<br />

beson<strong>der</strong>s auf Henri de Lubac. 267 Eindrucksvoll dessen Bild vom<br />

Schwimmer, <strong>der</strong> mit jedem Zug einer neuen Welle begegnet<br />

(100). "Unaufhörlich stößt er die sich immer neu bildenden<br />

Vorstellungen <strong>zur</strong> Seite, wobei er wohl weiß, dass sie ihn tragen,<br />

dass aber bei ihnen zu verweilen sein Untergang wäre." Sollten<br />

wir aber dem Bild nicht noch ein größeres Gewicht geben?<br />

Indem wir es nicht bloß auf die einzelnen Wellen beziehen, son<strong>der</strong>n<br />

auf das Meer selbst.<br />

Es kennen lernen zu wollen, untersagt man uns mit dem<br />

Hinweis auf jenes Kind, das versucht haben soll, es <strong>zur</strong> Gänze in<br />

eine Grube zu schöpfen. 268 Doch muss man "Meer-Fähigkeit" als<br />

Fassungs-Kraft denken? Wäre das Endliche Gottes fähig nur als<br />

"capax Dei"? Statt die Wasser auszuschöpfen, hätte man schlicht<br />

in ihnen zu schwimmen!<br />

Wir nehmen die Rückfrage auch an den Aquinaten – <strong>und</strong> an<br />

Pieper – wie<strong>der</strong> auf: Statt Gottes Licht als "unaustrinkbar" zu<br />

denken (Anm. 235), gibt man sich besser in es hinein. Die Güsse<br />

seines Lichtes mögen dann auch stillen (Ps 36,9f), vor allem aber<br />

_______________<br />

267 Lei<strong>der</strong> wird auch in <strong>der</strong> Neuausgabe seiner Wege Gottes, Einsiedeln/Freiburg<br />

1992, 'comprendre' statt mit 'begreifen' mit 'verstehen'<br />

übersetzt. Dabei gilt nicht erst Gott, son<strong>der</strong>n bereits dem Mitmenschen<br />

gegenüber, dass wir ihn zwar nicht begreifen, doch sehr wohl (in<br />

Grenzen) verstehen, nicht zuletzt als unbegreiflich.<br />

268 Zu dieser Wan<strong>der</strong>legende, seit dem 13. Jhdt. mit Augustinus'<br />

Namen verb<strong>und</strong>en, siehe R. Kany, Augustins Trinitätsdenken, Tübingen<br />

2007, 306-310. Kany zitiert auch (138) Sätze aus einem Hegel-Aufsatz<br />

Oeing-Hanhoffs, die ich meinerseits nicht unterschlagen wollte (obwohl<br />

entschieden Hegel-kritischer als er): "Mir ist stets unverständlich<br />

geblieben, wie man an die Trinität soll glauben können – <strong>und</strong> glauben<br />

heißt nach Augustinus neben dem Vertrauen auf Gott ja auch 'cum<br />

assensione cogitare' [MPL 44, 963], d. h. 'mit Zustimmung denken', wenn<br />

an<strong>der</strong>erseits, wie behauptet wird, diese Gr<strong>und</strong>wahrheit des christlichen<br />

<strong>Glaube</strong>ns doch nicht in ihrer Wahrheit gedacht werden könne o<strong>der</strong><br />

dürfe. Unverstandene Sätze nachzuplappern sollte man doch den<br />

Papageien überlassen. Noch ärger ist die Zumutung, das Trinitätsdogma<br />

als <strong>Glaube</strong>nswahrheit anzunehmen, obwohl es für die Vernunft 'absurd<br />

<strong>und</strong> unmöglich' sei. Wenn Wahrheit stets Sache nicht nur des Wissens ist,<br />

son<strong>der</strong>n auch des Gewissens, besagt das doch die Zumutung, mit dem<br />

Bekenntnis zum christlichen <strong>Glaube</strong>n gegen das Gewissen zu handeln.<br />

Das aber ist unmenschlich, also wi<strong>der</strong>göttlich." (L. Oeing-Hanhoff,<br />

Metaphysik <strong>und</strong> Freiheit [Hg. Th. Kobusch / W Jaeschke], München<br />

1988, 89f.)

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