Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Gottesbeweis aus Gotteserfahrung? 71<br />
Unterschied zwischen Seins- <strong>und</strong> Urteilsmodalitäten geachtet.<br />
Das trifft in <strong>der</strong> Tat so manche Neuformulierung des Arguments<br />
im angelsächsischen Raum: "Einen aus rein logischen Gründen<br />
notwendig existierenden Gott kann es nicht geben, weil die<br />
Logik als solche we<strong>der</strong> von realer Existenz noch von <strong>der</strong>en Kontingenz<br />
o<strong>der</strong> Notwendigkeit handeln kann, son<strong>der</strong>n nur von<br />
Sätzen über solche Notwendigkeiten" (621). Den Kern des Arguments<br />
bildet eine "direkte metaphysische Einsicht" (623). 142<br />
6. Das Schlusswort lenkt zum ES IST des Parmenides <strong>zur</strong>ück<br />
<strong>und</strong> schließt mit Bonaventura (655): "Nicht also weil das <strong>und</strong>enkbar<br />
wäre, was mit den Worten <strong>der</strong> Gottesleugnung ausgesprochen<br />
wird, o<strong>der</strong> weil <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Rede 'Gott existiert<br />
nicht' nicht gedacht werden könnte, kann das Nichtsein Gottes<br />
nicht gedacht werden; son<strong>der</strong>n weil das Wesen <strong>und</strong> gleichzeitige<br />
Dasein Gottes in sich so evident <strong>und</strong> für den Erkennenden so<br />
gewiss ist, dass wenn er es nur recht betrachten will, nichts<br />
existiert, wodurch er von dieser Wahrheit abgebracht werden<br />
könnte. Denn dies ist ein über alle Maßen Evidentes <strong>und</strong> Gegenwärtiges,<br />
das von keinem Ort <strong>und</strong> zu keiner Zeit, von keinem<br />
Ding <strong>und</strong> keinem Gedanken abwesend ist; <strong>und</strong> dies gilt nicht<br />
von an<strong>der</strong>en geschaffenen Seienden [z. B. Gaunilos Insel]." 143<br />
_______________<br />
142 Darum geht es hier tatsächlich nicht in dem Sinn um einen<br />
"gültigen Beweis", dass ihm "alle vernunftbegabten Naturen zuzustimmen<br />
gezwungen wären". Die dafür nötige "adäquate Wesenserkenntnis"<br />
ist uns fraglos unerschwinglich. M. En<strong>der</strong>s, Denken des Unübertrefflichen,<br />
in: Jb. Relphil 1 (2002), 51-86, 76. Doch wäre sie dies nur<br />
für uns als endliche Wesen o<strong>der</strong> nicht vielmehr "an <strong>und</strong> für sich",<br />
insofern sie gar nicht rein theoretisch sein kann?<br />
143 De myst. Trinit. I 1, ad 7 (V 50). "Für Anselm ist die Gottesleugnung<br />
eine Torheit, ein tief verwurzelter tragischer Irrtum, eine Lebensform,<br />
die dem Menschen gleichsam <strong>zur</strong> zweiten Natur geworden ist.<br />
Deshalb muss Gott selbst sich dem Menschen zunächst im <strong>Glaube</strong>n<br />
verständlich machen, damit seine Wirklichkeit auch im Denken das sein<br />
kann, was sie an sich ist: selbstverständlich. Ohne jenen selbstverständlichen<br />
Umgang mit <strong>der</strong> Wirklichkeit Gottes, die <strong>der</strong> <strong>Glaube</strong> ist,<br />
würde die Einsicht, dass sich seine Wirklichkeit von selbst versteht,<br />
schwerlich gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en. Die Gebetsform, in die Anselm sein<br />
Argument einbettet, ist deshalb sachgemäß [so wenig ihr K. Barths<br />
irrationalistische Deutung entspricht – 248f.] <strong>und</strong> keine entbehrliche<br />
'religiöse Stilisierung' [K. Flasch]." F. Hermanni, Der ontologische Gottesbeweis,<br />
in: NZSTh 44 (2002) 245-267, 267.