Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Gottesbeweis aus Gotteserfahrung? 79<br />
Arnaulds Anfrage 184 nicht verstummende Verdacht auf Zirkelschluss<br />
wird angesichts dessen gegenstandslos; denn hier ereignet<br />
sich, wie R. Lauth an<strong>der</strong>wärts schreibt, eine "Evidenz <strong>der</strong><br />
Evidenz". 185 Die erkannte Wahrheit for<strong>der</strong>t unbedingt Wahrhaftigkeit<br />
<strong>und</strong> verbietet historische, psychologische, sprachanalytische<br />
Ausflüchte gegenüber dem, was sich zeigt. 186<br />
Der französische Botschafter am Hof zu Stockholm H.-P.<br />
Chanut hatte ihn gefragt, ob <strong>der</strong> Offenbarung zuvor schon das<br />
natürliche Licht uns lehre, Gott zu lieben. Descartes erwi<strong>der</strong>t,<br />
angesichts unseres Vermögens <strong>zur</strong> Erkenntnis des Unendlichen<br />
gebe es die Gefahr, selbst göttlich sein zu wollen, so dass wir<br />
"nur die Göttlichkeit statt Gott lieben" (die Unterstellung Krügers).<br />
Wenn wir aber seine Allmacht, sein Schöpfertum <strong>und</strong><br />
seine Vorsehung erwägen, "dann erfüllt die Betrachtung all<br />
dieser Dinge einen Menschen, <strong>der</strong> sie richtig versteht, mit einer<br />
so äußersten Freude (d'une joie si extrème), dass er [...] glaubt,<br />
schon genug erlebt zu haben, wenn Gott ihm die Gnade erwiesen<br />
hat, bis zu <strong>der</strong>artigen Erkenntnissen zu gelangen; <strong>und</strong> indem<br />
er sich willentlich gänzlich mit ihm verbindet, liebt er ihn so<br />
_______________<br />
184 4. Einwände (298): AT VII, 214.<br />
185 Die Verschränkung von Evidenzbegründung, gnoseologischer<br />
Wissenslehre <strong>und</strong> ontologischer Aussage im transzendentalen System,<br />
in: <strong>der</strong>s., ... Entwicklungslinien (Anm. 67) 385-396, 387. Es geht um die<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> "Untrüglichkeit des Urwahren" (ebd. 341 [332-345: Die<br />
Philosophie Descartes’ in Reinholds Verständnis]). Damit hat nach<br />
Reinhold "Descartes ein positives Kriterium des Wahren geliefert. Kant<br />
<strong>und</strong> nach ihm die gesamte transzendentale Schule habe den positiven Inhalt<br />
<strong>der</strong> Wahrheit von ihrer formalen Konstituiertheit – <strong>und</strong> diese<br />
letztere ist letzten Endes ihre eigene Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit – radikal<br />
abgetrennt. Infolgedessen gibt es für eine solche Auffassung nur formale<br />
Realität, eine Realität <strong>der</strong> subjektiven Formen, welche nur den Zugang<br />
zu den Phänomenen, aber nicht zum Ding an sich eröffnet. Auch<br />
Descartes kennt mit dem clare et distincte <strong>der</strong> Ideen ein formales Wahres,<br />
welches aber als Garant des Wahren nur durch die Wahrheit Gottes bestätigt<br />
wird, die als solche nur als von Gott ausgehend wirklich erkannt<br />
wird". (Zum Zirkel auch Entretien [1. Medit.]: AT V, 148.)<br />
186 Vgl. das Notat J. G. Fichtes (nach Lauth, ebd. 388): "Selbst das<br />
summum Ens steht [...] beim bloßen Denken, unter dem Ich: ist sein<br />
Object. Erst durch die Moralität wird [... das Ich] selbst [...] dem summum<br />
Ens untergeordnet." 389 wird Fichte nochmals zitiert: "moralische<br />
Freiheit. Erschaffung, die sich eben als absolute Erschaffung aus Nichts<br />
unmittelbar erfasst" (dazu später Levinas).