Person und Glaube - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Kapitel 6<br />
"Sich unterwerfen" übersetzt das Verb "#obk (kabasch)", das<br />
nach Langenscheidts Taschenwörterbuch 341 "nie<strong>der</strong>treten, zertreten,<br />
unterdrücken, unterjochen, überwältigen" bedeutet. Als<br />
Gr<strong>und</strong>bedeutung nennt Norbert Lohfink 342 "den Fuß auf etwas<br />
setzen" wovon das Hebräische nur zwei abgeleitete Bedeutungen<br />
bewahrt hat: "Mit dem Objekt 'Sünden' heißt das Verb<br />
'Sünden verzeihen'. Die Sünden sind wie ein Feuer, das Gott mit<br />
seinen Füßen austritt." Bei Menschen, Völkern <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n<br />
heißt es "zum Eigentum machen" (käbäš – Fußschemel, dessen<br />
Rolle die Besiegten spielen). Das Bild sei normalerweise verblasst,<br />
343 <strong>und</strong> so solle man das Wort gerade auch im Blick auf<br />
Kanaan, den Israel zugedachten Teil <strong>der</strong> zu erfüllenden Erde,<br />
"am besten möglichst <strong>und</strong>ramatisch übersetzen" (21).<br />
Im Besitz des Landes haben nun die Völker Regierungsgewalt<br />
über dessen Getier. "hdr (radah)" ("nie<strong>der</strong>treten, überwältigen,<br />
beherrschen") möchte Lohfink – im Sinn einer Gr<strong>und</strong>bedeutung<br />
"geleiten, weiden" – mit "regieren, leiten, anweisen"<br />
übersetzen (22). In <strong>der</strong> Tat ist dem Menschen gemäß Gen 1,29<br />
nur pflanzliche Nahrung zugedacht; erst nach <strong>der</strong> Sintflut än<strong>der</strong>t<br />
sich das (Gen 9,2f). Und jedenfalls meint "unterwerfen" wie<br />
"regieren" hier nicht schrankenlose Gewaltherrschaft, son<strong>der</strong>n<br />
die Wahrnahme eines Amtes zum Wohl <strong>der</strong> Untertanen. Der<br />
Mensch erwacht in einem zu hegenden Garten; <strong>und</strong> auch nach<br />
<strong>der</strong> Vertreibung aus dem Paradies geht es um Urbarmachung.<br />
All dies zudem nicht selbstherrlich, son<strong>der</strong>n in Statthalterschaft.<br />
Die starken Worte verstehen sich aus <strong>der</strong> damaligen Situation, in<br />
die man nicht unsere gegenwärtigen Probleme einzeichnen sollte.<br />
Es genügt die Erinnerung an die Riesen-Stiere in den Museen<br />
zu London, Paris <strong>und</strong> Berlin, um die Zusage richtig zu lesen.<br />
Diese Weltermächtigung des Menschen wird nun radikalisiert<br />
durch die Inkarnation: "Die Weltlichkeit <strong>der</strong> Welt, wie<br />
sie im neuzeitlichen Verweltlichungsprozess entstand <strong>und</strong> in<br />
global verschärfter Form uns heute anblickt, ist in ihrem Gr<strong>und</strong>e,<br />
freilich nicht in ihren einzelnen geschichtlichen Ausprä-<br />
_______________<br />
341 K. Feyerabend, Taschenwörterbuch Hebräisch-Deutsch. Zum<br />
Alten Testament, Berlin-München-Zürich 161669.<br />
342 "Macht euch die Erde untertan"? in: <strong>der</strong>s., Studien zum<br />
Pentateuch, Stuttgart 1988, 11-28, 19f.<br />
343 Immerhin meint das Wort ein Eigentum-werden nicht eben<br />
friedlicher Art: von Freien, die zu Sklaven werden (Jer 34,11; Neh 5,5; 2<br />
Chr 28,10), über Völker <strong>und</strong> Län<strong>der</strong> als Kriegsbeute (Num 32,22.29; Jos<br />
18,1; 1 Sam 8,11; 1 Chr 22,18) bis <strong>zur</strong> überwältigten Frau (Est 7,8).